Montag, 20. Mai 2013

Monteverde - Nebelwald ohne Nebel


Ein aktuelleres Abenteuer (allerdings inzwischen auch schon wieder ein paar Wochen her) war unser Wochenende in Monteverde. Ich habe extra den Freitag frei bekommen, damit wir die langwierige Busfahrt auf uns nehmen konnten und noch Freitagabend ankamen. Somit hatten wir den kompletten Samstag  und den halben Sonntag vor Ort zur Verfügung. „Wir“, das waren Dorian, Rebecca (beide Freiwillige in Ciudad Quesada, also bei mir) und Linus, Fine und Sabrina (Freiwillige aus der Gegend um San José). 
typisch dichter immergrüner Regenwald


Zu Monteverde ist zu sagen, dass es sich um ein typisches Vegetationsgebiet Costa Ricas handelt, nämlich den Nebelwald hoch in den Bergen, wo es immer feucht, kalt und eben neblig ist. So viel zur Theorie, dem was der Reiseführer und alle Ticos in unserer Umgebung meinten. Wir waren entsprechend ausgerüstet mit langen Klamotten, Regenschirmen bzw. Regenjacken usw. und bei unserer Ankunft abends waren wir auch froh über unsere warmen Sachen, denn der Wind war stürmisch und eisig. Ansonsten erschien mir aber schon während der Busfahrt die Gegend erstaunlich trocken und als ich Diego an der Hostelrezeption nach dem Wetter fragte, erfuhren wir, dass es schon seit 2 Monaten nicht mehr geregnet hatte und derzeit purer Sonnenschein und Hitze wäre. Super. Sonnencreme hatte natürlich keiner eingepackt – entsprechend kam ich aus dem „Nebelwald“ wieder, als wäre ich am Strand gewesen! Aber so weit sind wir ja noch gar nicht. 

Rebecca und ich hatten uns für den Samstagmorgen für eine Reittour entschieden. Diego hat uns beim Auswählen und organisieren aller Touren geholfen, was uns einigen Stress erspart hat. Nach dem leckeren Frühstück im Hostel warteten also 7.30 Uhr unsere Pferde und unser Führer, Don Martín, vor der Haustür auf uns. Helme auf, Steigbügel eingestellt, kurze Einführung ins „Lenken“ und los ging’s. Es hat mir unheimlich viel Spaß gemacht und vor allem Lust auf mehr und öfter Reiten, besonders im Galopp :-D Man bekommt bei so einer Tour das Gefühl dafür, dass früher das Pferd hier Fortbewegungsmittel Nr. 1 war und auch heute noch perfekt geeignet, um entspannt durchs Gelände zu kommen, wo Autos lange aufgeben müssen. Ach ja, rings um Monteverde gibt es nur Schotterstraßen. Die Zufahrt von der nächsten Asphaltstraße ist mit 30km ausgeschildert und dauerte mit dem Bus ca. 1,5 Stunden… 

Wir unterbrachen unseren Reitausflug für 10min für einen „Cafecito“, einen Kaffee bei einem der ortsansässigen Kaffeeproduzenten – sehr lecker. Und danach ging es zu meinem persönlichen Highlight von Monteverde: Dem Ficus-Baum bzw. speziell auf Deutsch, der Würgefeige. Die Pflanze schlingt sich um einen anderen gesunden Baum und wächst an ihm hoch, bis sie ihn fast völlig umschließt und ihm Nährstoffe und Licht raubt und somit buchstäblich erwürgt. Der ursprüngliche Baum stirbt in der Folge ab und übrig bleibt nur das futuristisch bzw. – im wahrsten Sinne des Wortes – „fantastisch“ wirkende Außenskelett des Ficus.


Das besagte Exemplar in Monteverde war zwischen 20 und 30m hoch und wir konnten tatsächlich im Inneren bis zur Spitze nach oben klettern. Die ganze Konstruktion war auch völlig trocken und schönerweise auch frei von Ungeziefer. Nach oben hin wurde es natürlich immer enger, aber wir konnten uns noch grad so durchzwängen und befanden uns dann oben in Höhe des Blätterdachs der übrigen Bäume. Das Ganze im schönsten Sonnenschein, der durch die Lücken des Wurzelgebildes schien – ehrlich traumhaft…

es wird enger...


ganz oben, leider verhindert das dichte Blätterdach, dass man sieht wie weit entfernt der Waldboden ist...







 


Nach unserem Reitausflug ging es ins „Selvatura“, ein irre großes Regenwaldgelände, in dem es verschiedenste Attraktionen vom Canopy über Schmetterlingsgärten, Kolibrigärten, Reptilienhäuser und und und gab. Wir hatten uns für die Baumkronen-Hängebrücken entschieden. Es war zwar recht schön und bot einige tolle Ausblicke, aber insgesamt fand ich den Preis von 25$ dafür doch nicht angemessen. Naja, solche Erfahrungen muss man halt auch mal machen.

Längen- & Höhenangaben



Wirklich gelohnt hatte sich dafür unsere Nachttour am selben Abend in einem nahen Privatschutzgebiet - schon weil unser Guide ein echt schräger Kauz mit staubtrockenem Humor und irrwitziger Lache war! Zwecks Lerneffekt hatten wir uns mal wieder für eine Führung auf Spanisch entschieden. Unsere Gruppe bestand nur aus uns und einem Pärchen aus…hmmm…ich will nicht lügen – jedenfalls aus irgendeinem anderen lateinamerikanischen Land X-) Wir alle bekamen Taschenlampen und schon ging’s los. Das erste Tierchen was es zu sehen gab, war eine hübsche große Tarantel. 

insecto palo, das große ist das Weibchen mit
dem kleineren Männchen auf dem Rücken

Unser Guide machte einfach vor einem Loch im Boden halt und fing mit einem Stöckchen an, im Sand davor vorsichtig herum zu wedeln. Das Spinnentierchen reagierte auf die Vibrationen und kam brav zum Fotoshooting aus seiner Höhle gekrabbelt :) 



Nach geduldigem Augen-offen-halten sahen wir noch eine grüne Baumschlange, ein Gürteltier, einen Leuchtkäfer, ein ziemlich hässliches Opossum und ein „insecto palo“, das ist eines dieser wahnsinns-getarnten Insekten, die aussehen wie ein Zweig und sich auch so irre langsam bewegen… 
Es ist mir absolut schleierhaft wie die Führer diese Tierchen auch noch im Dunkeln entdecken konnten.
achja, die ist übrigens irre giftig diese Schlange X-)




Meiner Meinung nach müssen die irgendwelche Superhelden-Fähigkeiten haben, sonst ist das einfach ein Unding inmitten dem vielen Dunkelgrün eine ebenso grüne Schlange oder einen Zweig, der kein Zweig ist, zu finden… Wir haben natürlich auch jede Menge interessante Infos zu den Tieren bekommen, aber das würde an dieser Stelle zu weit gehen. Ich persönlich fand unseren Leuchtkäfer besonders sympathisch! Den konnte man auf den Rücken legen, dann hat er seinen „Kiefer“ so schnell und kraftvoll zusammenschnappen lassen, dass es ihn wieder auf die kleinen Beinchen gedreht hat. Echt geschickt.


 
Die restliche Zeit in Monteverde haben wir noch gemütlich in den Hängestühlen in unserem Hostelinnenhof mit ein paar Bierchen verbracht und sind noch durch die Ortschaft geschlendert und haben lokale Kunst bewundert. Am Sonntag trennten sich dann wieder unsere Wege. 
Spaß :)


Vulkan Arenal am Horizont, bis dahin sanfte grüne Hügel und die sich
schlängelnde Straße...
Während die anderen wieder den Rückweg mit dem Bus über San José antraten, hatten Rebecca und ich uns für die Boot-Jeep-Kombi-Tour nach La Fortuna entschieden. Der Jeep war natürlich kein Jeep, aber das wussten wir schon vorher. Es war ein Kleinbus der uns am Hostel abholte und anschließend noch ein paar weitere Mitreisende aus anderen Unterkünften. Dann ging es auf stetig holpriger Schotterstraße gut eine Stunde bis zum Arenalsee. Wir hatten super Wetter und die Landschaft war mal wieder eine völlig andere, verglichen mit denen, die wir bisher von Costa Rica zu sehen bekommen haben. Die buchstäblich saftig-grünen Wiesen in Hügellandschaft wie aus dem Bilderbuch mit Kühen und Pferden, die auch gern mal mitten auf der Straße stehen und kilometerweit nur einzeln verstreute Hirtenhütten zu sehen. Die Schotterstraße schlängelte sich wie der gelbe Backsteinweg aus „der Zauberer von Oz“ durch diese Landschaft und wie die Smaragdenstadt kam schließlich am Horizont der Vulkan Arenal in seiner unverkennbaren Form in Sicht. 

 

Zu dessen Füßen lag der Arenalsee, wo wir von unserem Bus abgesetzt wurden und in eine Fähre wechselten. Die Überfahrt dauerte auch fast eine Stunde und es war beeindruckend, dem Vulkan direkt vor uns immer näher zu kommen. 

v.l.: Pia, Vulkan Arenal, Cerro Chato :)
Anschließend brachte uns der nächste Kleinbus ins Zentrum nach Fortuna, von wo wir mit dem regulären Bus nach Hause fuhren. Das Ganze hat uns zwar natürlich etwas mehr gekostet, als der Bus über San José – allerdings waren wir dafür knapp 3 Stunden eher daheim und hatten einiges mehr zu sehen bekommen :) hat sich also gelohnt. Insgesamt war es ein aktionsreiches WE gewesen - allerdings kennen wir das "typische" Monteverde, also den Nebelwald, leider immernoch nicht, weil wir anscheinend wirklich in der extremsten Trockenperiode gekommen waren :-( aber naja, vielleicht hab ich ja nochmal die Gelegenheit, wer weiß.

Soweit dazu - in den nächsten Tagen mehr zu meinen anderen Wochenendausflügen im vergangenen Monat!

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