Mittwoch, 20. März 2013

Tortuguero - Ausflug ins Ungewisse



WE 15.-17.03.13 – Tortuguero


 
Seit Anfang der Woche waren wir am überlegen, was wir am Wochenende unternehmen könnten. Isabel ist nicht mehr allzu lange Zeit hier, weil ihr Praktikum schon fast um ist und da sie schon mal ein Jahr hier war, hat sich natürlich schon viele Orte in Costa Rica gesehen. Was sie noch gern sehen wollte, war Tortuguero und obwohl ich zuerst dachte, dass ein Ausflug dahin nicht so spontan zu organisieren wäre, weil es wirklich der Inbegriff der Abgeschiedenheit ist, hat alles super funktioniert!
Wir haben auf Arbeit gefragt, ob wir am Freitag eher gehen dürfen, damit wir den 11 Uhr-Bus nach San José schaffen und das war gar kein Problem für Connie und Hazel (die Lehrerin bei der Isabel arbeitet). Also ging es von 11 – 13.30 Uhr im Bus nach San José. Dort mussten wir noch zu einem anderen Busterminal laufen, von dem aus sämtliche Busse an die Karibikküste abfahren. Da haben wir noch ein paar Kekse und Guayaba (eine Frucht die man hier mit Salz isst) für unterwegs gekauft, ich hab meine Prepaidkarte aufgeladen und nach einem leckeren Kaffee ging es nochmal reichlich 2 Stunden mit dem Bus nach Cariari, einem kleinen Ort im Nordosten von Costa Rica. Die Fahrt dahin verlief durch ein großes Regenwaldgebiet, quer durch den Nationalpark Braulio Carillo. Endloser Wald wohin man sah, alles sehr bergig und nebelverhangen und entlang der Straße gab es einige kleine „Wasserfälle“ – schon sehr schön und beeindruckend.
 


In Cariari mussten wir zwischenübernachten, weil man nach Tortuguero nur per Boot kommt und das letzte Boot fährt tgl. um 15 Uhr – das konnten wir unmöglich schaffen. Da wir das aber schon vorher wussten, hatte ich mich schon im Reiseführer schlau gemacht und unser Hotel war super preiswert, es gab warmes Wasser zum Duschen (!!!) und das zugehörige Restaurant hat regelrecht edles Essen serviert, obwohl es von außen eher wie eine rustikale Bar wirkte – wir waren positiv überrascht! Geschlafen hab ich leider nicht allzu gut, weil bis spät nachts noch Musik in der Bar lief und außerdem schleppe ich grad wieder nen leichten Schnupfen mit mir herum, der immer abends besonders lästig wird.
Nichtsdestotrotz ging es Samstagmorgen um 6 Uhr mit dem Bus von Cariari nach La Pavona. Das Tolle war, dass der Nachtwächter des Hotels für uns beim Busbahnhof angerufen und Bescheid gegeben hatte, dass der Bus bitte bei uns vor der Tür halten soll – sonst hätten wir noch 10min laufen müssen. Das ist wohlgemerkt ein stinknormaler öffentlicher Bus – versuche mal einer in Deutschland den Linienbusfahrer dazu zu bringen, woanders, als an einer üblichen Haltestelle zu halten...
Die Busfahrt ging reichlich eine Stunde, vorbei an Bananenplantagen und Rinderweiden durch völlig ländliches Gebiet. Von La Pavona startete dann um 7.30 Uhr das heillos überladene Boot  mit 30 Leuten und einigem Gepäck. Nach etwa 7 Minuten entschied sich der Kapitän dann doch lieber zum Umkehren und ein paar Fahrgäste wurden auf ein anderes Boot verladen sowie Personen und Gepäckstücke im Boot umverteilt – etwas abenteuerlich wenn man bedenkt, dass die das ja nicht zum ersten Mal machen X-) Die Bootsfahrt dauerte wiederum eine reichliche Stunde und war sehr schön. Der Fluss war eine einzige Schlängeltour durch den Regenwald und der Fahrtwind hat die karibischen Temperaturen angenehm abgekühlt. Kurz vor 9 Uhr kamen wir dann schlussendlich in Tortuguero an, hatten noch den ganzen Tag vor uns und erstmal Bärenhunger!
    

mit dem Boot von La Pavona nach Tortuguero - hinter mir sitzt Isabel :)
   
Der erste Weg führte trotzdem in die Touristeninfo – vorbei an windigen, englisch-sprechenden Möchtegern-Tour-Guides, die versuchten, uns ihre Hilfe anzubieten. Dort war der Leiter gleich sehr um unsere Sicherheit besorgt, denn zwei allein-reisende Mädels hat man da wohl nicht allzu oft. Nach kurzem Abwägen hatten wir uns für eine 3-stündige Kanutour mit offiziellem Führer entschieden. Wir konnten sogar frei wählen, wann wir gern starten wollten – klarer Vorteil, wenn man außerhalb der Touristensaison da ist – und wir hatten den Guide ganz für uns. Die Entscheidung stellte sich als goldrichtig heraus, wie ihr auch noch merken werdet! Vorher wurden wir aber erst noch zu einem Hostel unserer Wahl begleitet, damit wir auch ja nicht allein und ziellos mit unseren Rucksäcken losziehen müssen und ggf. von zwielichtigen Gestalten aufgegabelt werden. Fatalerweise hab ich keine Fotos vom Hostel gemacht, dabei war das umgeben von nem tollen Garten und direkt vor der Tür hingen Hängematten. Absolut mein Fall! Die Zimmer an sich waren natürlich eher spartanisch, aber man verbringt ja eh nur die Nacht da und dafür gab es wieder heißes Wasser zum duschen. Nach dem Check-In gönnten wir uns leckeres Frühstück und guten Kaffee und spazierten noch kurz zum Strand auf die andere Seite vom Dorf. 
typisches Frühstück: Gallo Pinto mit Rührei & Schinken + die obligatorischen Plátanos (Bratbanane)
 

An dieser Stelle sei angemerkt, dass Tortuguero wirklich IRRE klein ist, vielleicht nichtmal einen Kilometer lang und es sind vielleicht 500m vom Ufer des Flusses zum Atlantikstrand auf der Rückseite des Ortes… 
  

Blick aus dem Wald direkt auf den Strand




Mit Baden ist dort allerdings nix, weil die Brandung viel zu heftig ist. Aber fürs barfuß-im-Wasser-laufen hat es gereicht. Wir hatten übrigens auch perfektes Wetter. Pure Sonne aber immer mal ein bisschen Wind sodass es nicht unerträglich heiß war (das war dann eher am Sonntag der Fall) und normalerweise gehört Tortuguero zu den regenreichsten Regionen in CR.













Jetzt zum Kanutrip: Unser super Naturführer manövrierte uns pünktlich von 11-14 Uhr gekonnt durch dermaßen flache Buchten, wo ich mich nie hingetraut hätte (wir mussten wirklich keinen Finger rühren, er hat uns komplett allein herum geschippert). 






na, wer sieht das Tierchen?

Außerdem hat er unwahrscheinlich viele Tiere entdeckt, wofür wir erst einige Übung brauchten. Manchmal mussten wir 3-5x hingucken und er musste genau beschreiben wo wir hinsehen sollten, bis wir dann endlich den Vogel oder den Basilisk (Eidechsenart) oder den Kaiman entdeckt hatten… 

Die drei Stunden fühlten sich wie eine wunderbare Ewigkeit an, in der wir viel gesehen haben und auch noch interessante Infos dazu bekamen (auf Spanisch versteht sich!). Zum Bsp. dass in Tortuguero die einzige Palmenart wächst, die nur einmal Früchte trägt und danach stirbt. Oder wie früher die abgeholzten Bäume mit der Strömung transportiert wurden, bis dann mit Ernennung des Nationalparks sämtliches Fällen von Bäumen verboten wurde. 



unseren ersten Kaiman haben wir erst nach mehrfachem Hinsehen entdeckt
  
Neben den schon genannten Kaimanen, Vögeln und Eidechsen haben wir jede Menge putziger Tortugas, also Schildkröten, zu sehen bekommen und sogar einen „Jesus Christ Lizard“, eine Eidechsenart, die übers Wasser laufen kann, was ihr den tollen Namen beschert hat… Irre fix diese Tierchen! 

Tortuga (klingt doch echt viel schöner als "Schildkröte" oder?) mit Mariposa (Schmetterling) auf der Nase :-)

Sonnenbad für die ganze Familie...

ganz schön hochnäsig, die ollen Poser!

Ahja und dann, bevor wir sie sahen, konnten wir die „mono congos“, die Brüllaffen hören! Kann man nicht beschreiben dieses Geräusch, auf jeden Fall nicht affenähnlich. Unser Guide konnte den Ruf imitieren und hat dann immer wieder Antworten von den Affen bekommen. So konnten wir sie dann schließlich auch in den Baumkronen entdecken. 
einer der mono congos - Brüllaffen

Klammeraffen gab es auch
Wir hatten wirklich Glück und haben auch so einiges Witziges und Kurioses gesehen. Einen Haufen gelber Schmetterlinge, die erst an einer Stelle saßen und als wir vorbei fuhren alle wie in einer großen Wolke in die Luft zerstoben um uns herum. 

  


 
Dann eine kleine Eidechse die auf dem Panzer einer Schildkröte ihr Sonnenbad nahm und an anderer Stelle einen Schmetterling, der einen Kaiman ärgerte – davon hab ich ein Video gemacht und musste an die Doku „Die lustige Welt der Tiere“ denken :) 

  



    Und ein weiteres Highlight für mich war das Faultier im höchsten Baumwipfel. Die müssen nur 1x pro Woche ihr Geschäft verrichten und dafür klettern sie vom Baum herunter. So bewegungslos wie man meint, sind die auch gar nicht – jedenfalls wusste unser Guide, dass sie sofort auf einen bestimmten Ruf reagieren – somit bekamen wir ein recht aktives 3-Finger-Faultier vor die Linse…  


 
Krokodile & Co können ihre Körpertemperatur nur über das Maul regulieren - das heißt wenn die Kerlchen den Mund offen stehen haben, dann ist ihnen schon recht warm...


der hier war mal nicht so schwer zu erkennen
zu diesen Tierchen haben wir gelernt, dass die Männchen (machos) drei Kämme auf Kopf, Rücken und Schwanz haben, während die Weibchen (hembras) nur auf dem Kopf einen haben
Den restlichen Tag sind wir noch ein bisschen durch den Nationalpark spaziert, haben aber leider irgendwie den offiziellen Wanderweg verpasst, sodass wir am Ende doch irgendwie immer in Strandnähe unterwegs waren und die Gummistiefel, die Pflicht sind fürs Betreten des Parks, stellten sich als extrem lästig heraus und Isa und ich haben uns natürlich Blasen gerieben. Dafür hat das Abendessen dann entschädigt: karibisches Hühnchen, *delicioso* mit dem typischen pikanten, mit Kokos gemachten Reis. Weil es leider keinen Nachtisch gab, haben wir uns im Supermarkt noch Eis und Bier gekauft und dass dann in der Hängematte genossen :) 

Der Sonntag war dann auf andere Weise interessant. Wir mussten ja auf demselben Weg wieder zurück nach Ciudad Quesada, also erst mit dem Boot nach La Pavona und dann den Bus nach Cariari und dort 15 Uhr mit dem Bus nach San José zu kommen und dann irgendwann noch einen nach C.Q. zu erwischen. Der Teil mit dem Boot hat auch noch super geklappt: wir waren kurz nach 12 Uhr in La Pavona und der nächste Bus sollte 13 Uhr kommen. 5min vor eins sprach uns dann irgendein fremder Mann an, worauf wir den warten. Es stellte sich heraus, dass unser Bus irgendwie ohne uns los ist, weil wir die Busse auf denen „Turismo“ stand, nicht für voll genommen hatten, da es ja eigentlich ein öffentlicher Linienverkehr nach Cariari ist. Dumm gelaufen! Der nächste Bus würde erst 16 Uhr kommen und damit hätten wir keine Chance mehr, am gleichen Tag nach Hause zu kommen und selbst ob wir den Bus nach San José noch schaffen würden, war nicht sicher. 
Der Typ sprach dann den Fahrer eines Minibuses an, der eine Reisegruppe aus San José in La Pavona abgesetzt hatte und sich gleich auf den Rückweg machen wollte. Der wollte uns schon mitnehmen, allerdings belief sich der Preis auf satte 80 $ pro Person X-D da konnte ich mir das Lachen nicht verkneifen. Zum Vergleich: die Fahrt mit dem Bus kostet keine 4,50 € also auch nicht viel mehr Dollar… Wir erklärten ihm kurz, dass wir bei weitem nicht so viel dabei hätten weil wir ja davon ausgegangen waren, dass wir günstig mit dem Bus fahren würden (was auch stimmte, da es in Tortuguero keine Bank gibt, d.h. wir mussten vorher abschätzen wie viel Geld wir brauchen würden und das haben wir auch mitgenommen und nicht viel mehr). Nach einigem Hin und Her landeten wir am Ende bei dem Angebot, dass er uns beide zusammen für insgesamt 10 000 Colones nach San José mitnehmen würde, was ungefähr 15 € entspricht – das nenn ich Preisnachlass! So viel bekamen wir noch zusammen und haben zugesagt. Während sich der Fahrer noch etwas zu Trinken gönnte, meinte der andere Typ, dass wir schon mal bei ihm bezahlen könnten und als wir zögerten, sagte er, dass er der Sohn des Fahrers sei und das schon in Ordnung ginge. Wir waren Gott sei Dank trotzdem skeptisch und Isabel hat ihm nett verklickert, dass sie nicht unhöflich sein will, aber aufgrund schlechter Erfahrungen ist sie nicht mehr sehr vertrauensselig. Unterwegs hat sie dann den Fahrer mal gefragt, wer denn der andere Mann gewesen sei und die Antwort lautete: Er hatte ihn noch nie zuvor gesehen… So viel dazu. Man muss vor allem sagen, dass dieser Mensch wirklich sehr seriös und ehrlich hilfsbereit wirkte. Nach dieser Geschichte wusste dann auch unser Fahrer, wieso „wir Ausländer“ oft so misstrauisch gegenüber Hilfsangeboten von Ticos sind. Er war echt nett und hat uns sogar bis zum Terminal gefahren, obwohl das nicht auf seinem Weg lag. Letztlich waren wir dadurch sogar noch eher zuhause, als wenn wir mit dem Bus gefahren wären.

Jenny hab ich diese Geschichte lieber nicht erzählt, damit sie nicht doch Angst bekommt und mich vielleicht nicht mehr allein mit Freundinnen unterwegs sein lässt. Connie auf Arbeit hab ich es erzählt und sie hat mich noch gebeten, ich soll mir doch so eine Art Pfefferspray zulegen X-P dabei war das Ganze ja nicht wirklich „gefährlich“ im eigentlichen Sinne – wir wären eben einfach nur übers Ohr gehauen worden. Naja.

Das war also unser abenteuerlicher Ausflug nach Tortuguero. Es hat richtig Spaß gemacht, auch weil Isabel und ich ganz gut auf einer Wellenlinie sind und meistens zur gleichen Zeit Lust auf die gleichen Sachen hatten :) Nach dem Karibik-Feeling war ich so richtig in Urlaubsstimmung, daher fiel es mir am Montag nicht ganz so leicht, auf Arbeit zu gehen. Aber das ist auch schon wieder vergessen.
Also, herzliche Grüße aus der inzwischen nicht mehr so verregneten Ciudad Quesada (hatte ich irgendwann erwähnt, dass es eine reichliche Woche durchgeregnet hatte?)
- bis zum nächsten Mal!

2 Kommentare:

  1. Super, bei euch regnet es nicht mehr, aber bei uns schneit es noch!
    Ich plane an Ostern eine Langlauftour... :P

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  2. Die Tieraufnahmen > einfach spitze! Machen Lust, mal selbst in diesen Urwald abzutauchen! Freuen uns schon darauf. M&P

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