Dienstag, 21. Mai 2013

Kurztrips und Tico-Freunde...



An einem Samstag bin ich kurzentschlossen mit Rebecca nach Sarchí in den Botanischen Garten gefahren. Vor allem um einer weiteren Tope mit Jenny zu entgehen X-P zwei waren wirklich schon mehr als genug! Beim Stichwort Botanischem Garten hatte ich irgendwie ein Bild im Kopf, wie ich es von Deutschland kenne, mit schön angelegten Wegen und verschiedenen Gewächshäusern. Natürlich falsch gedacht. Alles unter freiem Himmel und es gab neben den ordentlichen Wegen auch einen „Waldweg“, für den meine schicken FlipFlops nicht ganz so geeignet waren… Aber was macht das schon. Der Gelände ist wirklich schön angelegt und was ich besonders schön fand: es sind immer mal Schaukeln an den Bäumen angebracht. Ich schätze, das ist auch einer der Gründe, warum wir insgesamt einige Stunden im Park zugebracht haben: wir haben so ziemlich jede Schaukel persönlich auf ihre Qualität geprüft X-D








Riesenblüten

Nascherei direkt vom Baum - man isst nur das weiße
Fleisch, nicht die Samen darin...

3m Stacheln - autsch
das hier ist - man glaubt es kaum - ein Teich. unter all dem Grün ist
tatsächlich Wasser versteckt...

selbst die Straßennamenschilder sind im
typischen Muster dekoriert

Nach dem botanischen Garten sind wir noch durchs Zentrum von Sarchí geschlendert und haben uns ein Eis gegönnt. Sarchí ist das kulturelle Zentrum der für Costa Rica typischen buntbemalten Ochsenkarren und das Wahrzeichen, der angeblich größte Ochsenkarren der Welt, steht auch dort. War insgesamt ein schöner entspannter Tagesausflug.













Eines der letzten Wochenenden waren wir gemeinsam mit dem AFS-Komitee von Ciudad Quesada und allen örtlichen Freiwilligen und Austauschschülern in Jacó an der Pazifikküste. Eins der Komiteemitglieder hat dort direkt am Strand ein großes Haus, in dem wir alle untergekommen sind. Es ging darum, dass wir uns alle mal kennenlernen, unsere kulturellen Erfahrungen austauschen und diejenigen verabschieden, deren Austauschprogramm jetzt im Sommer endet und die damit zurück in ihre Heimatländer fliegen. Es war eine interessante internationale Mischung: Deutschland, Österreich, Schweiz, Frankreich, Finnland, Türkei, Japan und natürlich Costa Rica waren vertreten. Neben neuen Leuten die ich kennengelernt habe, hab ich auch zum ersten Mal Wellensurfen ausprobiert, hihi. Feeeeeetzt! Mal davon abgesehen, dass mir nach 2 Stunden vor Anstrengung fast die Arme abgefallen wären vom ständigen gegen-die-Wellen-anpaddeln, hab ich mich recht gut angestellt. Slacklining und Snowboarden ist auf jeden Fall ne gute Vorbereitung, falls ihr das Surfen auch mal versuchen wollt!


Am 1. Mai war hierzulande ebenfalls Tag der Arbeit und Feiertag und ich bin mit Dorian, seinem Gastbruder Allan und zwei weiteren Freunden (Pano & Pablo) nach La Fortuna gefahren. Lief alles sehr tico-typisch ab. Ursprünglich war eine Wanderung auf den Cerro Chato, den kleineren Berg neben dem Arenal, geplant. Allerdings hatte einer der Jungs verschlafen, sodass wir erst nach 12 Uhr in Fortuna ankamen und da die Wanderung allein berghoch schon gut 3 Stunden dauert, wäre das mit Aufenthalt und Rückweg nicht vor Einbruch der Dunkelheit zu schaffen gewesen. Also Planänderung: ab in den Rio Arenal zum Baden! 



von wo das Mädel links mit dem
blauen Shirt steht, schwingt
man mit dem Seil rüber :)

Unterhalb einer Brücke waren in mehreren Stufen natürliche Wasserbecken mit hübschen Kaskaden entstanden, in denen sich reichlich Einheimische tummelten. Die Wassertemperatur war perfekt zur Abkühlung ohne zu frieren und für den Adrenalinstoß gab es auf einer Seite des hohen Ufers ein Seil am Baum, mit dem man sich tarzanmäßig über das tiefe Becken schwingen und ins Wasser fallen lassen konnte. Ich dachte anfangs ehrlich nicht, dass ich mich traue, weil es doch ziemlich hoch war (irgendwas zwischen 5 und 10m), aber nachdem die Jungs so viel Spaß hatten und ich dann auch noch angefeuert wurde, wollte ich dann doch X-b ich hab den Sprung absolut genossen und irgendwie hat er dieses ursprüngliche, freie Urwaldgefühl noch verstärkt. Hat mich wirklich an die Dschungelbuchfilme erinnert…


Nach dem Baden ging es nochmal zu den Puentes Colgantes, den Hängebrücken von Fortuna, wo man einen tollen Blick auf den Vulkan Arenal hat. Pano hatte da mal ein Jahr lang als Führer gearbeitet und durch ihn durften wir kostenlos durch einen Teil des Geländes stromern und hatten sogar das Glück, auf eine Gruppe Affen in den Bäumen zu stoßen, die sich da gegenseitig ärgerten. 



Aussichtspunkt auf den Arenal
v.l.: Allan, Pano, Dorian und ich, hinter uns der Lago Arenal
Am Aussichtspunkt haben wir um 16.30 Uhr dann schließlich unser Mittagessen gegessen – absolut typisch Tico^^ Hinterher ging es noch an die Brücke, die am Arenalsee vorbeiführt, wo wir auch nochmal angehalten und ein bissl Fotoquatsch gemacht haben. 

Die letzte Station waren dann natürliche Heißwasserstellen am Fluß, die offen zugänglich sind und im Gegensatz zu den direkt gegenüberliegenden pompösen Thermalbädern keinen horrenden Eintritt verlangen. Obwohl der Arenal aktuell wieder „eingeschlafen“ ist, gibt es noch genug unterirdische vulkanische Aktivität, um einige Wasserstellen ordentlich zu erhitzen. Und in einer davon entspannten wir uns noch eine gute Stunde lang, schon völlig im Dunkeln, bevor es dann wieder heim ging. Das war wirklich ein Bilderbuchbeispiel für einen Tico-Ausflug. Nichts lief wie geplant, sondern am Ende waren wir einfach nur unterwegs, haben hier und da mal angehalten, Bierchen getrunken, gequatscht, Obst von Straßenständen gekauft und verputzt, die Landschaft genossen… und niemand hat sich darüber beschwert, dass man eigentlich ursprünglich was anderes geplant hatte oder dass man viel zu spät losgefahren ist oder etwas dergleichen. Man nimmt einfach alles wie es kommt…

Obwohl ich mich anfangs auch erstmal an diese Einstellung gewöhnen musste, genieße ich diese Spontaneität und das entspannte Miteinander inzwischen sehr. Da es Dorian wie mir geht, d.h. wir wollen beide möglichst wenig deutsch oder englisch sprechen sondern viel spanisch, verbringen wir jetzt so viel Zeit wie möglich imt Allan und seinen Freunden und wesentlich weniger mit anderen Freiwilligen... Gestern war zwar Montag, aber das hat uns nicht daran gehindert, bis 22.30 Uhr in eine Karaoke-Bar zu gehen und ein paar Bierchen zu trinken. Karaoke ist hier total verbreitet und vor allem die Männer singen (unglaublich oder?) - und was das Beste ist: sie singen auch noch richtig gut! :) ich würd ja auch gern, aber blöderweise kenne ich bisher einfach keines dieser spanischen Lieder. Wahrscheinlich muss ich den Radiosender wechseln, auf costaricanische Schnulzen...

So viel erstmal wieder aus Mittelamerika. Inzwischen kündigt sich hier immer mehr die Regenzeit an - also alle die vielleicht ein bisschen neidisch sind, können damit aufhören ;). Ich werde in Deutschland nie wieder so etwas behaupten wie "es schüttet wie aus Eimern" - denn das ist nix im Vergleich zu hier. In den 2 Sekunden während man den Schirm zuklappt, um in den Bus einzusteigen, ist man nass bis auf die Knochen, kein Witz! Bin gespannt, wie ich die nächsten Monate hier überstehe und wie oft ich mich unter diesen Umständen erkälten werde X-/
Also, lasst es euch gut gehen und bleibt bitte auch alle gesund!
Hasta luego!
Pia

Montag, 20. Mai 2013

Monteverde - Nebelwald ohne Nebel


Ein aktuelleres Abenteuer (allerdings inzwischen auch schon wieder ein paar Wochen her) war unser Wochenende in Monteverde. Ich habe extra den Freitag frei bekommen, damit wir die langwierige Busfahrt auf uns nehmen konnten und noch Freitagabend ankamen. Somit hatten wir den kompletten Samstag  und den halben Sonntag vor Ort zur Verfügung. „Wir“, das waren Dorian, Rebecca (beide Freiwillige in Ciudad Quesada, also bei mir) und Linus, Fine und Sabrina (Freiwillige aus der Gegend um San José). 
typisch dichter immergrüner Regenwald


Zu Monteverde ist zu sagen, dass es sich um ein typisches Vegetationsgebiet Costa Ricas handelt, nämlich den Nebelwald hoch in den Bergen, wo es immer feucht, kalt und eben neblig ist. So viel zur Theorie, dem was der Reiseführer und alle Ticos in unserer Umgebung meinten. Wir waren entsprechend ausgerüstet mit langen Klamotten, Regenschirmen bzw. Regenjacken usw. und bei unserer Ankunft abends waren wir auch froh über unsere warmen Sachen, denn der Wind war stürmisch und eisig. Ansonsten erschien mir aber schon während der Busfahrt die Gegend erstaunlich trocken und als ich Diego an der Hostelrezeption nach dem Wetter fragte, erfuhren wir, dass es schon seit 2 Monaten nicht mehr geregnet hatte und derzeit purer Sonnenschein und Hitze wäre. Super. Sonnencreme hatte natürlich keiner eingepackt – entsprechend kam ich aus dem „Nebelwald“ wieder, als wäre ich am Strand gewesen! Aber so weit sind wir ja noch gar nicht. 

Rebecca und ich hatten uns für den Samstagmorgen für eine Reittour entschieden. Diego hat uns beim Auswählen und organisieren aller Touren geholfen, was uns einigen Stress erspart hat. Nach dem leckeren Frühstück im Hostel warteten also 7.30 Uhr unsere Pferde und unser Führer, Don Martín, vor der Haustür auf uns. Helme auf, Steigbügel eingestellt, kurze Einführung ins „Lenken“ und los ging’s. Es hat mir unheimlich viel Spaß gemacht und vor allem Lust auf mehr und öfter Reiten, besonders im Galopp :-D Man bekommt bei so einer Tour das Gefühl dafür, dass früher das Pferd hier Fortbewegungsmittel Nr. 1 war und auch heute noch perfekt geeignet, um entspannt durchs Gelände zu kommen, wo Autos lange aufgeben müssen. Ach ja, rings um Monteverde gibt es nur Schotterstraßen. Die Zufahrt von der nächsten Asphaltstraße ist mit 30km ausgeschildert und dauerte mit dem Bus ca. 1,5 Stunden… 

Wir unterbrachen unseren Reitausflug für 10min für einen „Cafecito“, einen Kaffee bei einem der ortsansässigen Kaffeeproduzenten – sehr lecker. Und danach ging es zu meinem persönlichen Highlight von Monteverde: Dem Ficus-Baum bzw. speziell auf Deutsch, der Würgefeige. Die Pflanze schlingt sich um einen anderen gesunden Baum und wächst an ihm hoch, bis sie ihn fast völlig umschließt und ihm Nährstoffe und Licht raubt und somit buchstäblich erwürgt. Der ursprüngliche Baum stirbt in der Folge ab und übrig bleibt nur das futuristisch bzw. – im wahrsten Sinne des Wortes – „fantastisch“ wirkende Außenskelett des Ficus.


Das besagte Exemplar in Monteverde war zwischen 20 und 30m hoch und wir konnten tatsächlich im Inneren bis zur Spitze nach oben klettern. Die ganze Konstruktion war auch völlig trocken und schönerweise auch frei von Ungeziefer. Nach oben hin wurde es natürlich immer enger, aber wir konnten uns noch grad so durchzwängen und befanden uns dann oben in Höhe des Blätterdachs der übrigen Bäume. Das Ganze im schönsten Sonnenschein, der durch die Lücken des Wurzelgebildes schien – ehrlich traumhaft…

es wird enger...


ganz oben, leider verhindert das dichte Blätterdach, dass man sieht wie weit entfernt der Waldboden ist...







 


Nach unserem Reitausflug ging es ins „Selvatura“, ein irre großes Regenwaldgelände, in dem es verschiedenste Attraktionen vom Canopy über Schmetterlingsgärten, Kolibrigärten, Reptilienhäuser und und und gab. Wir hatten uns für die Baumkronen-Hängebrücken entschieden. Es war zwar recht schön und bot einige tolle Ausblicke, aber insgesamt fand ich den Preis von 25$ dafür doch nicht angemessen. Naja, solche Erfahrungen muss man halt auch mal machen.

Längen- & Höhenangaben



Wirklich gelohnt hatte sich dafür unsere Nachttour am selben Abend in einem nahen Privatschutzgebiet - schon weil unser Guide ein echt schräger Kauz mit staubtrockenem Humor und irrwitziger Lache war! Zwecks Lerneffekt hatten wir uns mal wieder für eine Führung auf Spanisch entschieden. Unsere Gruppe bestand nur aus uns und einem Pärchen aus…hmmm…ich will nicht lügen – jedenfalls aus irgendeinem anderen lateinamerikanischen Land X-) Wir alle bekamen Taschenlampen und schon ging’s los. Das erste Tierchen was es zu sehen gab, war eine hübsche große Tarantel. 

insecto palo, das große ist das Weibchen mit
dem kleineren Männchen auf dem Rücken

Unser Guide machte einfach vor einem Loch im Boden halt und fing mit einem Stöckchen an, im Sand davor vorsichtig herum zu wedeln. Das Spinnentierchen reagierte auf die Vibrationen und kam brav zum Fotoshooting aus seiner Höhle gekrabbelt :) 



Nach geduldigem Augen-offen-halten sahen wir noch eine grüne Baumschlange, ein Gürteltier, einen Leuchtkäfer, ein ziemlich hässliches Opossum und ein „insecto palo“, das ist eines dieser wahnsinns-getarnten Insekten, die aussehen wie ein Zweig und sich auch so irre langsam bewegen… 
Es ist mir absolut schleierhaft wie die Führer diese Tierchen auch noch im Dunkeln entdecken konnten.
achja, die ist übrigens irre giftig diese Schlange X-)




Meiner Meinung nach müssen die irgendwelche Superhelden-Fähigkeiten haben, sonst ist das einfach ein Unding inmitten dem vielen Dunkelgrün eine ebenso grüne Schlange oder einen Zweig, der kein Zweig ist, zu finden… Wir haben natürlich auch jede Menge interessante Infos zu den Tieren bekommen, aber das würde an dieser Stelle zu weit gehen. Ich persönlich fand unseren Leuchtkäfer besonders sympathisch! Den konnte man auf den Rücken legen, dann hat er seinen „Kiefer“ so schnell und kraftvoll zusammenschnappen lassen, dass es ihn wieder auf die kleinen Beinchen gedreht hat. Echt geschickt.


 
Die restliche Zeit in Monteverde haben wir noch gemütlich in den Hängestühlen in unserem Hostelinnenhof mit ein paar Bierchen verbracht und sind noch durch die Ortschaft geschlendert und haben lokale Kunst bewundert. Am Sonntag trennten sich dann wieder unsere Wege. 
Spaß :)


Vulkan Arenal am Horizont, bis dahin sanfte grüne Hügel und die sich
schlängelnde Straße...
Während die anderen wieder den Rückweg mit dem Bus über San José antraten, hatten Rebecca und ich uns für die Boot-Jeep-Kombi-Tour nach La Fortuna entschieden. Der Jeep war natürlich kein Jeep, aber das wussten wir schon vorher. Es war ein Kleinbus der uns am Hostel abholte und anschließend noch ein paar weitere Mitreisende aus anderen Unterkünften. Dann ging es auf stetig holpriger Schotterstraße gut eine Stunde bis zum Arenalsee. Wir hatten super Wetter und die Landschaft war mal wieder eine völlig andere, verglichen mit denen, die wir bisher von Costa Rica zu sehen bekommen haben. Die buchstäblich saftig-grünen Wiesen in Hügellandschaft wie aus dem Bilderbuch mit Kühen und Pferden, die auch gern mal mitten auf der Straße stehen und kilometerweit nur einzeln verstreute Hirtenhütten zu sehen. Die Schotterstraße schlängelte sich wie der gelbe Backsteinweg aus „der Zauberer von Oz“ durch diese Landschaft und wie die Smaragdenstadt kam schließlich am Horizont der Vulkan Arenal in seiner unverkennbaren Form in Sicht. 

 

Zu dessen Füßen lag der Arenalsee, wo wir von unserem Bus abgesetzt wurden und in eine Fähre wechselten. Die Überfahrt dauerte auch fast eine Stunde und es war beeindruckend, dem Vulkan direkt vor uns immer näher zu kommen. 

v.l.: Pia, Vulkan Arenal, Cerro Chato :)
Anschließend brachte uns der nächste Kleinbus ins Zentrum nach Fortuna, von wo wir mit dem regulären Bus nach Hause fuhren. Das Ganze hat uns zwar natürlich etwas mehr gekostet, als der Bus über San José – allerdings waren wir dafür knapp 3 Stunden eher daheim und hatten einiges mehr zu sehen bekommen :) hat sich also gelohnt. Insgesamt war es ein aktionsreiches WE gewesen - allerdings kennen wir das "typische" Monteverde, also den Nebelwald, leider immernoch nicht, weil wir anscheinend wirklich in der extremsten Trockenperiode gekommen waren :-( aber naja, vielleicht hab ich ja nochmal die Gelegenheit, wer weiß.

Soweit dazu - in den nächsten Tagen mehr zu meinen anderen Wochenendausflügen im vergangenen Monat!

Freitag, 10. Mai 2013

Nationalpark Manuel Antonio - Osterwoche & Recreo Verde




Es ist mal wieder so weit. Der nächste Blogeintrag war schon längst fällig, aber in den letzten Wochen ist wieder so viel passiert, dass ich einfach nicht dazu gekommen bin. Ich kann das auch gar nicht alles hier wieder geben, denn das würde wiederum Tage dauern und dann müsstet ihr noch länger auf Neuigkeiten warten – und das will ja keiner X-P Also muss ich versuchen mich auf Wesentliches zu beschränken, wo ich das doch sooo gut kann… auf geht’s:

Zuerst zum eeeewig zurückliegenden vorosterlichen Ausflug mit meinen Kollegen zum Nationalpark Manuel Antonio. Wir waren insgesamt zu sechst. Aus meinem Schulzentrum Hazel, Braulio und Andreína. Dann noch Isa, mit der ich ja schon in Tortuguero gewesen bin und Karina, eine Freundin von Hazel, die ich auch vom Sportkurs kenne. Manuel Antonio liegt an der Pazifikküste von Costa Rica, ziemlich zentral an der Westseite des Landes und ist einer der meistbesuchten und bekanntesten Nationalparks. Bekannt vor allem für seine weißen Traumstrände. 

Das mag soweit stimmen – allerdings sieht man von diesem weißen Sand mitunter gar nicht mehr so viel, weil einfach zu viele Besucher dicht an dicht darauf liegen… jedenfalls an den größeren Hauptstränden ist das so. Und von Touristenmassen bin ich ja nun mal so gar kein Fan, auch wenn der Großteil der Touris durchaus aus Einheimischen bestand. Wenn wir mehr Zeit gehabt hätten, dann hätten wir vielleicht noch weiter bis zu kleineren und abgelegenen Stränden wandern können (zumindest hoffe ich, dass es die da noch gibt), aber dummerweise war am Montag, der Tag, den wir für den Parkbesuch geplant hatten, der Park geschlossen. Einigermaßen ungünstig. Also blieb nur der Dienstag, an dem wir allerdings schon wieder kurz nach Mittag mit dem Bus die Heimreise antreten mussten. Entsprechend hatten wir nur ein paar Stunden am Vormittag für den Park. Isa und ich hatten auch wenig Lust, für diese kurze Zeit den vollen „Ausländereintrittspreis“ (10 Dollar) zu bezahlen. Daraufhin hat Hazel Braulio losgeschickt um 6 Tickets zu kaufen – alle zum Einheimischenpreis (etwa 3 Dollar). Mit unseren Tickets und laut klopfenden Herzen gingen wir dann auf den Parkeingang zu, wo unsere Taschen (worauf auch immer) kontrolliert und uns die Eintrittskarten abgenommen wurden und wir tatsächlich unbehelligt eintreten durften. Echt unglaublich dass ich als Tica durchgegangen bin!

ein kleinerer etwas abgelegener Strand, wo sich endlich weniger Leute aufhielten - allerdings lag das auch noch an der recht frühen Uhrzeit...

"cariblancos" = Weißgesichter =Weißschulter-Kapuzineraffen       

An Tieren gab es im Park hauptsächlich Affen zu sehen, die sich schon völlig an die vielen Menschen gewöhnt haben. Für mich war es das erste Mal, dass ich im Pazifik gebadet habe und das Wasser war absolut keine Abkühlung. Um die Osterzeit herum ist es besonders heiß draußen und entsprechend hofft man ja, dass das Baden eine erfrischende Wirkung hat. Aber Fehlanzeige – der Pazifik bei Manuel Antonio hat schöne salzige Badewannentemperatur, naja fast jedenfalls.

der superschöne Sonnenuntergang am Strand
 Was mich immer wieder erstaunt ist, dass man an den Stränden nur sehr wenige Leute wirklich im Wasser schwimmen sieht. Fast alle liegen oder laufen am Strand herum oder halten sich im knie- oder hüfttiefen Wasserbereich auf. Als Isa, Braulio und ich dann mal über die Brandung hinaus geschwommen sind und uns bei den größeren Wogen amüsiert haben, wurden wir 2x von einem, nennen wir es „Küstenwache“-Boot, bzw. einem Aufpasser vom Strand wieder in Richtung Strand gewunken. Ich fand das ziemlich unverständlich, denn meiner Meinung nach haben die Wellen in Strandnähe viel mehr Kraft um einen umzuwerfen und herumzuwirbeln als die Wellen weiter draußen. Später habe ich dann mitbekommen, dass hierzulande bei weitem nicht alle schwimmen können – und das bei 2 Küsten mit endlosen Bademöglichkeiten, man stelle sich vor…
Blick von oben nachdem wir in größter Hitze zum "mirador" gekraxelt sind

Isa & ich - die nächste Welle hat uns von hinten erwischt X-)

meine lieben Kollegen Andreína, Braulio & Hazel (v.l.) & Karina, die ich vom Sportkurs kenne
unser Ausflugsschiff
Am Montag, dem Parkschließtag, haben wir spontan eine Bootstour aufs Meer hinaus zum Delfine-gucken mit „Iguana“ gemacht. Karina kannte vor Ort jemanden – Mauro hieß der Spezialist – der früher mal für Iguana gearbeitet hat. Der hat uns dann die besagte Tour für einiges billiger als normal organisiert, wofür wir natürlich echt dankbar waren. Der Ausflug war super schön, wir haben mehrere Delfinschulen gesehen und die haben tolle Sprünge für uns hingelegt. Fotos hab ich leider keine davon, weil die zum einen zu fix zum knipsen waren und ich zum anderen mal einfach nur den Anblick genießen und mich nicht mit Schnappschüssen stressen wollte. Später war noch eine Stunde schnorcheln angesagt. Da ich das ja schon öfter gemacht hab und meine Kollegen hier noch nie, hab ich erst mal geholfen, dass jeder die passenden Flossen für sich gefunden hat, die sich nicht bei der ersten Bewegung im Wasser selbständig machen… Das Gefühl, mal wieder zu schnorcheln, war sehr schön. Allerdings war ich einigermaßen enttäuscht über die miserablen Sichtverhältnisse. Das Wasser war vom Feinsand völlig getrübt, man konnte kaum einen Meter weit sehen. Wir waren in der Nähe eines Felsens ins Wasser gegangen, wo sich ein paar Fische aufhielten, aber insgesamt habe ich da im Mittelmeer und im Atlantik schon sehr viel Schöneres beim Schnorcheln zu sehen bekommen. Trotzdem war es schön, denn wir sind die restliche Zeit dann einfach noch mit den Flossen an den Füßen um unser Boot geschwommen und zum Schluss noch ein paar Mal vom Bootsrand und vom „Dach“ ins Wasser gesprungen, das war nochmal ein guter Spaßfaktor…

Die übrige Freizeit haben wir fast komplett am Strand in Quepos verbracht, gebadet und uns gesonnt und sind an der Küste entlang geschlendert. Mauro hing die meiste Zeit wie eine Klette an uns und wollte uns zu irgendwelchen Geheimstränden führen – quer durchs Dickicht, wir alle mit FlipFlops, das sollte man bei dem Vorkommen von Giftschlangen und übergroßen Insekten hierzulande lieber lassen. Wir brauchten nicht lange um zu merken, dass Mauro ziemlich betrunken war (und das eigentlich die ganzen 3 Tage unseres Aufenthalts). An einem Abend haben wir uns überreden lassen, den Strand bis zum Ende zu gehen und dort in den Bus zurück Richtung Hotel zu steigen. Letztlich mussten wir dann im Dunkeln eine nicht enden wollende Schotterstraße hochkraxeln, in der Hoffnung, dass bald die Hauptstraße in Sicht kommt, während sich Mauro aller 50m hingesetzt hat zum Ausruhen. Wir sollten doch schon mal vorgehen…der bedauernswerte Kerl war so betrunken, der wäre nicht wieder aufgestanden, also mussten wir ihn immer wieder zum aufstehen und weitergehen motivieren. In diesem Stil hat er sich noch ein paar andere Dinge geleistet und Karina hat sich bei uns 1000mal für ihn entschuldigt, sie hat sich ziemlich geschämt. Offenbar kannte sie ihn nur von früher von der Arbeit und hatte ihn noch nie so erlebt. Wie dem auch sei, auch wenn Mauro genervt hat, so hatten wir ihm doch auch einiges zu verdanken und hatten auch viel Spaß seinetwegen.

auf dem Boot vor der Nationalparkküste, da waren wir noch käseweiß, hihi
Am Montagabend haben wir zum Geburtstag von Andreína einen Geburtstagskuchen besorgt und saßen dann damit und mit ein paar Bierchen auf dem Hotelbalkon. Es kamen dann noch andere Schlafgäste des Hotels dazu, die als Englischlehrer für Ticos da untergebracht waren. Das war echt ein schöner Abend mit internationaler Mischung: Ticos, Deutsche, US-Amerikaner und der spezielle Fall Domenico – ein Italiener, der derzeit hauptsächlich in der Schweiz lebt und aber auch schon irre viel in der Welt rumgekommen ist, in dem Sinne, dass er schon in verschiedensten Ländern mehrere Monate oder länger gelebt hat. Er konnte super Spanisch sprechen und hat uns von seinen kulturellen Eindrücken von Japan und Kambodscha erzählt. Wirklich interessant.
Das soweit von Manuel Antonio. Ich lasse noch ein bisschen Bilder für sich sprechen. Insgesamt war es ein schöner Ausflug, allerdings hat mir wohl mehr das Zusammensein mit meinen Tico-Kollegen gefallen, als Manuel Antonio an sich. Einfach zu viele Leute dort…




In der Osterwoche bin ich mit Jenny einen Nachmittag zu ihrer Freundin Marjorie gefahren, die eine „lechería“ in der Nähe hat. Zu Deutsch würde ich das mit Milchwirtschaft übersetzen, wobei das Ganze was Produktionseffizienz angeht eher auf Sparflamme läuft. Aber vielleicht läuft das ja hierzulande auch so, dass die Milch von zig kleinen Milchbauern produziert wird, statt von einigen wenigen, die Unmengen von Kühen haben. Die Kühe waren jedenfalls nicht der Grund für unseren Besuch, sondern die „lapas“  oder auch „guacamayos“: Aras! Unweit ihres Hauses nisten nämlich rote Aras in einem Baum und lassen sich entsprechend regelmäßig blicken. Wir haben einen davon im Flug gesehen und es ist wirklich unheimlich farbenprächtig wenn diese Vögel ihr Federkleid voll entfaltet haben!



Das war für mich ein Erlebnis unter vielen, was ich unter der Kategorie „Natur pur – gleich um die Ecke“ zusammenfasse. Damit will ich sagen: Obwohl es hier in Costa Rica so viele Naturschutzgebiete und Nationalparks gibt, sollte man auch außerhalb dieser Areale immer die Augen offen halten, denn Tiere sind nun mal mobil und lassen sich folglich auch gar nicht so selten mal in der Nähe von Siedlungen bzw. den hier üblichen Schotterstraßen auf dem Weg zu den Nationalparks blicken. Vögel natürlich mehr als alles andere, aber so habe ich auch schon ein Faultier an einer Überlandstromleitung hängen sehen, sowie Affen, die in der Dämmerung  ebenfalls gern die Stromleitungen nutzen, um von ihren Futterbäumen von tagsüber zu ihren Schlafplätzen für die Nacht zu wechseln. Oder man sieht ein Armadillo (Gürteltier) über die Straße huschen oder einen Pizote (Nasenbär), die hier mancherorts so häufig vorkommen wie bei uns Füchse oder Waschbären.

Jaaa, was war sonst noch? Ich war inzwischen 2x in Aguas Zarcas bei Dorians Gastfamilie – einmal mit ihm und einmal ohne ihn X-D Beim ersten Mal hatte sein Gastbruder Allan für uns organisiert, dass wir im Recreo Verde, wo er arbeitet, einen gewaltigen Preisnachlass fürs Canopy bekommen. Canopy nennen sie hier in Costa Rica das, was wir in Deutschland aus Kletterwald und Hochseilgärten kennen, wo man sich mit dem Klettergurt an einer Rolle (??? Hilfe mir fällt grad echt nicht das passende deutsche Wort ein, sorry) einhängt und damit an Stahlseilen unterschiedlichster Länge in ebenso verschiedener Höhe entlang rutscht. Hierzulande ist das nur meistens eine ganze Nr. größer, länger, höher als in good old Germany und deshalb kommen auch immer Führer auf der Tour mit, die darauf achten, dass man wirklich mit allen Haken an der richtigen Stelle gesichert ist und dass auch keiner mehr vor der nächsten Plattform festhängt, bevor der Hintermann losgleitet… Ich muss sagen, dass die Höhe gar nicht so spektakulär für mich war, weil ich nun mal keinerlei Höhenangst oder wenigstens Höhenrespekt (Wortneuschöpfung, hihi) habe und das entsprechend nicht so richtig meine Adrenalinproduktion anregt. Unsere Guides  waren allerdings echt witzig drauf und sind z.B. auch freihändig und mit Füßen nach oben und Kopf nach unten übers Tal geflitzt. Das habe ich dann bei unserem „Extra“ gemacht, dem Tarzan-Swing – sooooo herrlich! :DDDDD



los gehts
Vorbereitung auf der Plattform


weit weg :)

und kopfüber, yay!
Bei meinem zweiten Besuch im Recreo Verde war ich als Unterstützung mitgekommen. Dorian und die übrigen Freiwilligen, die nur mit dem 90-Tage-Touristenvisum hier sind,  mussten für ein paar Tage das Land verlassen und waren in Nicaragua. An diesem WE fand im Recreo Verde ein Geländemarathon statt, 5km und 10km – und „Gelände“ meint hier allen Ernstes hoch-runter-Wiese-Matsch und was man sich sonst noch an Hindernissen vorstellen kann. Ich hätte in bestimmten Streckenabschnitten nicht mal 800m laufend überstanden, aber es gibt ja bekanntlich genügend Masochisten und Verrückte auf der Welt, die sich mit sowas gern ihre Freizeit vertreiben.
Jedenfalls war Allan, Dorians Gastbruder, einer der Hauptorganisatoren dieser „Carrera“ und unzuverlässigerweise waren einige der eingeplanten Helfershelfer nicht aufgetaucht.  Der arme Junge war schon 8 Uhr morgens völlig gestresst und verschwitzt. Ich war schon am Abend zuvor nach Aguas Zarcas gefahren und hatte da übernachtet, damit wir alle gemeinsam Sonntagfrüh loskonnten. Am Samstagabend hatte mich übrigens Senia, Dorians Gastmama, noch mit ihren Kollegen mit in eine Karaoke-Bar eingeladen und mir ein Bier spendiert. Total entspannt die Frau :)
Sonntagmorgen im Recreo Verde wurden wir anwesenden Helfer dann von Allan an den verschiedenen Kontrollpunkten entlang der Strecke postiert, immer jeweils 2 Leute. Wir sollten die Läufer mit Wasser versorgen, ihnen den weiteren Weg weisen und auf einer Liste die Startnummern der Teilnehmer abhaken, die unseren Posten bereits passiert hatten. Ich war auf einem Posten mit Otto (völlig untypischer Tico-Name) einem Cousin von Allan, der schönerweise eine leckere Honigmelone dabei hatte, die wir uns in der Wartezeit geteilt haben. Nachdem wir uns gegen Ende des Laufs noch auf die Suche nach zwei fehlenden Teilnehmern gemacht hatten, ging es zum Mittagessen zurück ins Recreo Verde und nach dem Essen zum entspannen ins warme Wasser der Thermalbecken. Eigentlich sollte man ja mit den Wasserbecken eine Abfolge durchlaufen – erst heiß/warm und dann kaltes Wasser. Aber die Mehrzahl der Leute lässt letzteres irgendwie fast immer weg und bleibt im warmen Wasser hängen. Ich halte es da nie besonders lange aus. Mir fetzt die Abkühlung danach viel mehr und vor allem ist das Kaltwasserbecken im Gegensatz zum Warmwasserbecken groß und tief genug zum Schwimmen – und man hat es dank der vielen Warmduscher fast für sich allein :)
Am Nachmittag gab es dann noch ein bisschen Live-Musik von Freunden von Allan, das war noch ein schöner kultureller Ausklang. Für meine Hilfe habe ich sogar noch ein Recreo-Verde-Shirt bekommen, juhu. Mit dem Bus bin ich dann wieder von Aguas Zarcas nach Ciudad Quesada gefahren und kam so gegen 17.30 Uhr an. Da sonntags keine Busse nach San Gerardo fahren und Jenny irgendwo feiern war, hätte ich ein Taxi nehmen müssen. Aber irgendwie hatte ich keine Lust das Geld auszugeben und da ich schon immer mal wissen wollte, ob es vielleicht doch möglich ist, die Strecke zu Fuß zu gehen, entschied ich mich zu laufen. Ich hatte auch noch meinen mp3-Player dabei, also ging es mit Musik im Ohr zügigen Schrittes stetig bergauf. Nach einer reichlichen halben Stunde war ich dann zuhause, perfekt zum Einbruch der Dunkelheit und völlig verschwitzt und fix und fertig. Jetzt weiß ich, dass das Laufen zwar möglich ist, aber absolut nicht alltagstauglich… 



So - das war zwar noch längst nicht alles, aber mit den Fotos dauert es zu lange und jetzt ist gleich Schließzeit in der Schule, da werde ich vom netten Wachmann Don Carlos freundlich vom Gelände komplimentiert X-)
Da ich übers WE wieder unterwegs sein werde, komme ich wohl erst nächste Woche Montag/Dienstag zum nächsten Blogeintrag. Aber freut euch trotzdem schon mal darauf :)

Ich grüß euch alle ganz lieb und danke für eure Kommentare - freu mich jedesmal riesig, etwas von euch zu lesen, weil ich hier so abgeschnitten von Deutschland und dem Rest der Welt bin...