Hallo
zusammen!
Seit dem
letzten Eintrag ist einige Zeit vergangen – der Großteil davon war eher
unspektakulärer Alltag. Allerdings vergehen meine Tage inzwischen irgendwie
viel schneller, weil ich 2x pro Woche mit ein paar Arbeitskolleginnen von 17-18
Uhr zum Sport gehe und an diesen Tagen gleich nach der Arbeit in der Stadt
bleibe, weil ich zu geizig bin, 2x extra Busgeld zu bezahlen… Und donnerstags
hab ich abends immer von 19.30 – 21 Uhr Tanzkurs *yay*. Dazwischen habe ich mich die letzte Zeit noch
ein wenig um Dorian gesorgt (einer von uns 4 Freiwilligen hier in Ciudad
Quesada), dem es nach einem Wochenendausflug von Jacó sehr schlecht ging, er
mehrfache Krankenhausaufenthalte nötig hatte und seine Gastfamilie sich nicht
wirklich um ihn gekümmert hat. Zuvor hatte ich ihm noch geholfen, von seiner
Projektstelle an mein Schulzentrum zu wechseln, weil seine Busverbindungen
miserabel waren und auch die Leute in seinem Projekt sich nicht wirklich für
ihn interessiert haben. Es haben eben wirklich bei weitem nicht alle so ein
Glück mit Familie und Arbeit, wie ich. Ich versuche mal nach Datum ein paar
Erlebnisse der letzten Wochen zusammen zu fassen:
23.02.13 –
Einführung in die Familie :)
Jedes Mal
wenn ich das Datum schreibe, wird mir wieder klar, dass in Deutschland gerade
noch Winter war und vielleicht sogar Schnee liegt – das will gar nicht in
meinen Kopf hinein…
An diesem
Samstag hab ich mit Jenny mal wieder ein spätes (10.15 Uhr) aber reichhaltiges
Frühstück gemacht, mit dem typischen „Gallo Pinto“ (wörtlich heißt das sowas
wie „gefleckter Hahn“, hat aber nix mit Geflügel zu tun, sondern ist einfach
nur Reis mit gebratenen Bohnen, echt lecker), dann noch ein
Käse-Salami-Sandwich und ein leckeres Omelette mit Erbsen und Tomate *yummi*.
Danach sind
wir vielleicht 20-30min mit dem Auto einen guten Freund von Jenny besuchen
gefahren, José, der Hobbykünstler ist und sich eine „Cabaña“ entworfen und
mithilfe seines Bruders, der Architekt ist, gebaut hat. Cabañas sind wie kleine
Ferienhäuschen oder Gartenhütten, mal größer mal kleiner aber wohl generell aus
Holz wenn ich das richtig verstanden hab. Und die von José war echt irre schick
und hatte alles was man zum Leben braucht. Leider hab ich meine Kamera
vergessen, sonst hätte ich Fotos gemacht. Er hat selbst übrige Holzreste zu
„Bildern“ als Wanddeko verarbeitet, sodass am Ende in der Innenausstattung der
Hütte ein Mix aus rustikalem Holz und moderner Kunst entstanden ist. Und José
selbst ist auch ein ganz herzlicher und liebenswerter Typ. Er arbeitet für die Regierung
im Bereich Bildung für Behinderte. Gleichzeitig besitzt er noch eine Eisdiele
in C.Q. gleich in der Nähe wo Jenny arbeitet, die billig und lecker sein soll –
mal sehen wann ich zum Testen komme :)
Anschließend
waren wir noch eine von Jennys Schwestern besuchen sowie nebenan deren Tochter
mit ihren beiden Töchtern (die Familienmitglieder wohnen hier oftmals dicht
beieinander). Was mich heute besonders erstaunte war, dass zwar unsere
Nachbarin Marta wusste, dass Jenny mich aufnehmen würde, aber für viele ihrer
Geschwister schien das dagegen eine Neuigkeit zu sein, denn sie fragten Jenny
woher ich komme, wie lange ich bleibe und was ich die ganze Zeit mache…
Vielleicht ist das Aufnehmen von Freiwilligen hierzulande einfach kein allzu
großes Ding – José hat z.B. auch schon mal eine Schülerin aus Australien
aufgenommen – aber wir mit unserer europäischen Mentalität hätten so eine
Entscheidung doch wahrscheinlich schon im Voraus mit dem Rest der Familie
geteilt, oder? Dorian und ich haben uns sowieso schon gefragt, aus welchen
Gründen die Leute hier jemanden aus dem Ausland aufnehmen, denn die
Gastfamilien erscheinen uns sehr unterschiedlich. Jenny ist alleinstehend und
zählt schätzungsweise zur Mittelschicht und muss schon in einigen Aspekten aufs
Geld gucken, während Helenas Familie schon gewissermaßen reich ist und z.B.
eine nicaraguanische Haushälterin beschäftigt und die Familie von Dorian ist
eher noch weniger gut verdienend als Jenny – also warum die vielen Kosten auf
sich nehmen, schließlich bekommen sie keine finanzielle Unterstützung und
müssen ein Jahr lang (bzw. 6 Monate) eine weitere Person durchfüttern und Strom
und Wasser mitbezahlen…? Wenn ich besser Spanisch spreche, werde ich vielleicht
mal nachfragen.
Als wir
wieder zuhause waren, hat mich Jenny auch noch einmal explizit darauf
hingewiesen, dass ich mir in meinem Zimmer alles so umräumen kann wie ich
möchte und das haben wir dann gleich ein bisschen zusammen getan. Ich hab
nämlich sogar einen eigenen Fernseher (Filme auf Spanisch zu gucken ist auch
gut zum Lernen und wenn ich mal keine Lust drauf habe, gibt es auch Sender mit
Kinofilmen auf Englisch mit spanischen Untertiteln – halleluja!) und den haben
wir mit dem Tisch ein bisschen woandershin platziert und gegenüber mein kleines
Zweisitzersofa und jetzt hab ich am Tisch sogar noch Platz für mein Netbook,
sodass ich das nicht immer wieder wegräumen muss. Solche Kleinigkeiten tragen
ungemein dazu bei, dass ich mich noch wohler fühle.
erstes März-WE
Am 2. und 3.
März sind wir (Rebecca, Jenny und 2 weitere Freundinnen) in den Norden an die
Grenze zu Nicaragua gefahren. Am Grenzfluss Rio San Juan hatte irgendjemand
eine Finca, die wir uns ausleihen durften. Wir haben an dem Wochenende nichts
spezielles gemacht, aber die Landschaft war mal was anderes und da es auch so abgelegen und völlig untouristisch war, hab ich eine weitere authentische Seite von Costa Rica kennen gelernt, die zum Teil auch große Armut beinhaltet...
Die Finca lag wie gesagt genau am Fluss, sodass wir quasi direkt aufs Nachbarland Nicaragua schauen konnten. Schön war auch, dass wir nach dem Frühstück die grünen Kokosnüsse aus dem Garten mit der Machete geöffnet haben und den leckeren Saft und das Mark genießen durften. Die Fahrt war auch wieder sehr speziell, weil die ganzen zwei-drei Stunden über holprige Piste verliefen.
Ansonsten lass ich mal die Fotos für sich sprechen…
Die Finca lag wie gesagt genau am Fluss, sodass wir quasi direkt aufs Nachbarland Nicaragua schauen konnten. Schön war auch, dass wir nach dem Frühstück die grünen Kokosnüsse aus dem Garten mit der Machete geöffnet haben und den leckeren Saft und das Mark genießen durften. Die Fahrt war auch wieder sehr speziell, weil die ganzen zwei-drei Stunden über holprige Piste verliefen.
Ansonsten lass ich mal die Fotos für sich sprechen…
50m großer Baum |
kurz zuvor hatte ich mich gefragt, ob man in diesen Flüssen baden könnte bzw. ob Leute zwecks Grenzüberquerung durch schwimmen... die Frage hatte sich bei diesem Anblick gewissermaßen erledigt |
Papaya-Baum *yummi* |
Helikonien - ein Traum für die Kolibris |
08.03.13 – Freitagabend
Nach langem
hin und her und einem verpassten Bus wurde ich gegen 21.30 Uhr von
Helena’s Gastfamilie im Großraumauto abgeholt und wir fuhren ins Zentrum.
Während der Vater mit den älteren Töchtern zum Italiener essen ging,
begleiteten Helena und ich ihren 18jährigen Gastbruder in die Bar gegenüber –
das Cachos Largos, wo ich schon zuvor mal mit meinen Arbeitskolleginnen war –
wo an diesem Abend noch etwa 7 männliche Freunde des Gastbruders an unserem
Tisch saßen. Ganz nach Tico-Art wurden wir von jedem einzeln mit Küsschen
begrüßt, daran muss man sich erstmal gewöhnen, bei Leuten, die man noch nie
zuvor gesehen hat… Im Laufe des Abends bekamen wir noch jede eine
Serviettenrose von einem der Jungs geschenkt und als Helena ganz dezent darauf
hinwies, dass doch internationaler día de la mujer (=Frauentag) war, wurde uns
auch noch artig ein Tequila ausgegeben X-P
gegen Mitternacht ging es dann von
der Bar in die Disko – die einzige die in C.Q. länger als bis 2 Uhr offen ist.
Die Musik war zwar extrem laut (noch am nächsten Morgen haben mir die Ohren
geklingelt) aber es wurden sozusagen elektronische lateinamerikanische Rhythmen
gespielt – d.h. sogar in der Disko wird hierzulande Salsa, Bachata, Merengue
& Co getanzt! Es hat irre Spaß gemacht, endlich alles auszuprobieren, was
wir so im Tanzkurs gelernt hatten und hier ist es auch nicht wie in
Deutschland, wo 85% der Männer mit Bier am Rand der Tanzfläche rumstehen, neee,
hier wartet eine Frau keine 30 Sekunden bis sie zum Tanzen aufgefordert wird –
ein Traum! Und trotz oder dank einiger Tequila mehr, die Helena dem Barkeeper und
einem unserer Begleiter abgeschwatzt hat, ging das Tanzen super gut – und es
gab sogar ein paar Jungs, die größer waren als ich (eine absolute Rarität
hierzulande^^).
Als wir dann 2.30 Uhr aus der Disko raus sind, wurde ich auch
noch sicher bis zum Taxi begleitet. 3 Uhr lag ich dann im Bett und bin am
Samstag gegen 10.30 Uhr wieder aufgestanden – für Jenny kein Problem, sie hat
ähnlich lange geschlafen und somit gab es 11 Uhr noch gemeinsames Frühstück :)
Nochmal kurz
zum Alltag und der Arbeit:
Es macht in der Schule immer mehr Spaß! Inzwischen
begrüßen und verabschieden sich die Schüler auch von mir mit einer Umarmung und
manchmal sogar einem Küsschen. Ich hab festgestellt, dass ich besonders auf die
hyperaktiven Kinder eine sehr beruhigende Wirkung habe und gut helfen kann,
dass sie sich besser auf die Aufgaben konzentrieren. Ich hab auch Connie ein
bisschen Entspannungsmusik von meiner Festplatte auf ihren Rechner gespielt,
die wir jetzt immer im Unterricht mit den unruhigen Schülern spielen – und
letztens ist einer der Jungs sogar fast eingepennt, da mussten wir sie wieder
ausschalten :-D Unglaublich wie das die Kids hier beeinflusst. Die Muttis
zuhause hören eben eher Reggaeton, was natürlich deutlich aufwühlender ist als gediegene
Klaviermusik… Mit José und Allan gehe ich in der Pause immer raus Fußball
spielen – ihr könnt euch die beiden von der Motorik und
Auge-Fuß-Ball-Koordination her in etwa wie 2-4jährige vorstellen. Ist also
schon ziemlich spaßig mit ihnen.
Allgemein verstehe ich natürlich so langsam immer etwas mehr und kann mich inzwischen auch mit den Müttern der Schüler unterhalten, die meistens während des Unterrichts dableiben, weil die Kinder einfach ihre Bezugsperson brauchen und fast immer eine eins-zu-eins-Betreuung. Vielleicht sollte ich zum Unterrichtsablauf auch nochmal was extra schreiben, denn inzwischen hat sich doch noch eine Struktur im Schulalltag herauskristallisiert, die ich in den ersten 2-3 Wochen noch vergeblich gesucht hatte...
Zuhause gibt
es mittlerweile einige Abende, an denen Jenny nicht gar so spät heimkommt und wir
gucken ab und zu spanische Filme zusammen. Ansonsten genieße ich es weiterhin,
dass es für sie kein Problem ist, wenn ich ohne sie etwas mit Freunden
unternehme. Nach Tortuguero haben wir uns gemeinsam die Fotos angeschaut und
uns darüber unterhalten, da sie auch noch nie dort war und sogar nicht mal
wusste wo genau der Ort liegt und dass man nur mit dem Boot da hin kommt. Ahja, also das vergangene Wochenende hab ich einen längeren Ausflug nach Tortuguero mit Isabel von der Arbeit gemacht, aber das verdient einen Extra-Blogeintrag mit vielen tollen Fotos, der kommt also demnächst noch!
In
der Osterwoche fahre ich evtl. mit Jenny zusammen eine ihrer Freundinnen an einem der
schönen Strände am Pazifik im Norden besuchen, allerdings steht das alles noch
völlig in den Sternen, weil sie noch nicht mal weiß, ob sie frei hat oder arbeiten muss.
Was jetzt schon feststeht, ist ein Ausflug zum Nationalpark Manuel Antonio von diesem Samstag/Sonntag bis nächsten Dienstag mit Isabel und noch 3 weiteren jungen Arbeitskollegen sowie einer Freundin, die mit uns in die Sporthalle geht. Der Strand dort soll sehr schön sein, d.h. ich werde hoffentlich endlich mal in den Genuss kommen, im Pazifik baden zu gehen...
So weit erstmal wieder von mir. Achja, ich hab übrigens die Kommentareinstellungen verändert, sodass man jetzt auch anonym Beiträge kommentieren kann ohne irgendwo ein Konto angeben zu müssen. Also lasst bitte mehr von euch hören bzw. lesen ;-)
Hasta luego!
Pia
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