Mittwoch, 20. März 2013

Tortuguero - Ausflug ins Ungewisse



WE 15.-17.03.13 – Tortuguero


 
Seit Anfang der Woche waren wir am überlegen, was wir am Wochenende unternehmen könnten. Isabel ist nicht mehr allzu lange Zeit hier, weil ihr Praktikum schon fast um ist und da sie schon mal ein Jahr hier war, hat sich natürlich schon viele Orte in Costa Rica gesehen. Was sie noch gern sehen wollte, war Tortuguero und obwohl ich zuerst dachte, dass ein Ausflug dahin nicht so spontan zu organisieren wäre, weil es wirklich der Inbegriff der Abgeschiedenheit ist, hat alles super funktioniert!
Wir haben auf Arbeit gefragt, ob wir am Freitag eher gehen dürfen, damit wir den 11 Uhr-Bus nach San José schaffen und das war gar kein Problem für Connie und Hazel (die Lehrerin bei der Isabel arbeitet). Also ging es von 11 – 13.30 Uhr im Bus nach San José. Dort mussten wir noch zu einem anderen Busterminal laufen, von dem aus sämtliche Busse an die Karibikküste abfahren. Da haben wir noch ein paar Kekse und Guayaba (eine Frucht die man hier mit Salz isst) für unterwegs gekauft, ich hab meine Prepaidkarte aufgeladen und nach einem leckeren Kaffee ging es nochmal reichlich 2 Stunden mit dem Bus nach Cariari, einem kleinen Ort im Nordosten von Costa Rica. Die Fahrt dahin verlief durch ein großes Regenwaldgebiet, quer durch den Nationalpark Braulio Carillo. Endloser Wald wohin man sah, alles sehr bergig und nebelverhangen und entlang der Straße gab es einige kleine „Wasserfälle“ – schon sehr schön und beeindruckend.
 


In Cariari mussten wir zwischenübernachten, weil man nach Tortuguero nur per Boot kommt und das letzte Boot fährt tgl. um 15 Uhr – das konnten wir unmöglich schaffen. Da wir das aber schon vorher wussten, hatte ich mich schon im Reiseführer schlau gemacht und unser Hotel war super preiswert, es gab warmes Wasser zum Duschen (!!!) und das zugehörige Restaurant hat regelrecht edles Essen serviert, obwohl es von außen eher wie eine rustikale Bar wirkte – wir waren positiv überrascht! Geschlafen hab ich leider nicht allzu gut, weil bis spät nachts noch Musik in der Bar lief und außerdem schleppe ich grad wieder nen leichten Schnupfen mit mir herum, der immer abends besonders lästig wird.
Nichtsdestotrotz ging es Samstagmorgen um 6 Uhr mit dem Bus von Cariari nach La Pavona. Das Tolle war, dass der Nachtwächter des Hotels für uns beim Busbahnhof angerufen und Bescheid gegeben hatte, dass der Bus bitte bei uns vor der Tür halten soll – sonst hätten wir noch 10min laufen müssen. Das ist wohlgemerkt ein stinknormaler öffentlicher Bus – versuche mal einer in Deutschland den Linienbusfahrer dazu zu bringen, woanders, als an einer üblichen Haltestelle zu halten...
Die Busfahrt ging reichlich eine Stunde, vorbei an Bananenplantagen und Rinderweiden durch völlig ländliches Gebiet. Von La Pavona startete dann um 7.30 Uhr das heillos überladene Boot  mit 30 Leuten und einigem Gepäck. Nach etwa 7 Minuten entschied sich der Kapitän dann doch lieber zum Umkehren und ein paar Fahrgäste wurden auf ein anderes Boot verladen sowie Personen und Gepäckstücke im Boot umverteilt – etwas abenteuerlich wenn man bedenkt, dass die das ja nicht zum ersten Mal machen X-) Die Bootsfahrt dauerte wiederum eine reichliche Stunde und war sehr schön. Der Fluss war eine einzige Schlängeltour durch den Regenwald und der Fahrtwind hat die karibischen Temperaturen angenehm abgekühlt. Kurz vor 9 Uhr kamen wir dann schlussendlich in Tortuguero an, hatten noch den ganzen Tag vor uns und erstmal Bärenhunger!
    

mit dem Boot von La Pavona nach Tortuguero - hinter mir sitzt Isabel :)
   
Der erste Weg führte trotzdem in die Touristeninfo – vorbei an windigen, englisch-sprechenden Möchtegern-Tour-Guides, die versuchten, uns ihre Hilfe anzubieten. Dort war der Leiter gleich sehr um unsere Sicherheit besorgt, denn zwei allein-reisende Mädels hat man da wohl nicht allzu oft. Nach kurzem Abwägen hatten wir uns für eine 3-stündige Kanutour mit offiziellem Führer entschieden. Wir konnten sogar frei wählen, wann wir gern starten wollten – klarer Vorteil, wenn man außerhalb der Touristensaison da ist – und wir hatten den Guide ganz für uns. Die Entscheidung stellte sich als goldrichtig heraus, wie ihr auch noch merken werdet! Vorher wurden wir aber erst noch zu einem Hostel unserer Wahl begleitet, damit wir auch ja nicht allein und ziellos mit unseren Rucksäcken losziehen müssen und ggf. von zwielichtigen Gestalten aufgegabelt werden. Fatalerweise hab ich keine Fotos vom Hostel gemacht, dabei war das umgeben von nem tollen Garten und direkt vor der Tür hingen Hängematten. Absolut mein Fall! Die Zimmer an sich waren natürlich eher spartanisch, aber man verbringt ja eh nur die Nacht da und dafür gab es wieder heißes Wasser zum duschen. Nach dem Check-In gönnten wir uns leckeres Frühstück und guten Kaffee und spazierten noch kurz zum Strand auf die andere Seite vom Dorf. 
typisches Frühstück: Gallo Pinto mit Rührei & Schinken + die obligatorischen Plátanos (Bratbanane)
 

An dieser Stelle sei angemerkt, dass Tortuguero wirklich IRRE klein ist, vielleicht nichtmal einen Kilometer lang und es sind vielleicht 500m vom Ufer des Flusses zum Atlantikstrand auf der Rückseite des Ortes… 
  

Blick aus dem Wald direkt auf den Strand




Mit Baden ist dort allerdings nix, weil die Brandung viel zu heftig ist. Aber fürs barfuß-im-Wasser-laufen hat es gereicht. Wir hatten übrigens auch perfektes Wetter. Pure Sonne aber immer mal ein bisschen Wind sodass es nicht unerträglich heiß war (das war dann eher am Sonntag der Fall) und normalerweise gehört Tortuguero zu den regenreichsten Regionen in CR.













Jetzt zum Kanutrip: Unser super Naturführer manövrierte uns pünktlich von 11-14 Uhr gekonnt durch dermaßen flache Buchten, wo ich mich nie hingetraut hätte (wir mussten wirklich keinen Finger rühren, er hat uns komplett allein herum geschippert). 






na, wer sieht das Tierchen?

Außerdem hat er unwahrscheinlich viele Tiere entdeckt, wofür wir erst einige Übung brauchten. Manchmal mussten wir 3-5x hingucken und er musste genau beschreiben wo wir hinsehen sollten, bis wir dann endlich den Vogel oder den Basilisk (Eidechsenart) oder den Kaiman entdeckt hatten… 

Die drei Stunden fühlten sich wie eine wunderbare Ewigkeit an, in der wir viel gesehen haben und auch noch interessante Infos dazu bekamen (auf Spanisch versteht sich!). Zum Bsp. dass in Tortuguero die einzige Palmenart wächst, die nur einmal Früchte trägt und danach stirbt. Oder wie früher die abgeholzten Bäume mit der Strömung transportiert wurden, bis dann mit Ernennung des Nationalparks sämtliches Fällen von Bäumen verboten wurde. 



unseren ersten Kaiman haben wir erst nach mehrfachem Hinsehen entdeckt
  
Neben den schon genannten Kaimanen, Vögeln und Eidechsen haben wir jede Menge putziger Tortugas, also Schildkröten, zu sehen bekommen und sogar einen „Jesus Christ Lizard“, eine Eidechsenart, die übers Wasser laufen kann, was ihr den tollen Namen beschert hat… Irre fix diese Tierchen! 

Tortuga (klingt doch echt viel schöner als "Schildkröte" oder?) mit Mariposa (Schmetterling) auf der Nase :-)

Sonnenbad für die ganze Familie...

ganz schön hochnäsig, die ollen Poser!

Ahja und dann, bevor wir sie sahen, konnten wir die „mono congos“, die Brüllaffen hören! Kann man nicht beschreiben dieses Geräusch, auf jeden Fall nicht affenähnlich. Unser Guide konnte den Ruf imitieren und hat dann immer wieder Antworten von den Affen bekommen. So konnten wir sie dann schließlich auch in den Baumkronen entdecken. 
einer der mono congos - Brüllaffen

Klammeraffen gab es auch
Wir hatten wirklich Glück und haben auch so einiges Witziges und Kurioses gesehen. Einen Haufen gelber Schmetterlinge, die erst an einer Stelle saßen und als wir vorbei fuhren alle wie in einer großen Wolke in die Luft zerstoben um uns herum. 

  


 
Dann eine kleine Eidechse die auf dem Panzer einer Schildkröte ihr Sonnenbad nahm und an anderer Stelle einen Schmetterling, der einen Kaiman ärgerte – davon hab ich ein Video gemacht und musste an die Doku „Die lustige Welt der Tiere“ denken :) 

  



    Und ein weiteres Highlight für mich war das Faultier im höchsten Baumwipfel. Die müssen nur 1x pro Woche ihr Geschäft verrichten und dafür klettern sie vom Baum herunter. So bewegungslos wie man meint, sind die auch gar nicht – jedenfalls wusste unser Guide, dass sie sofort auf einen bestimmten Ruf reagieren – somit bekamen wir ein recht aktives 3-Finger-Faultier vor die Linse…  


 
Krokodile & Co können ihre Körpertemperatur nur über das Maul regulieren - das heißt wenn die Kerlchen den Mund offen stehen haben, dann ist ihnen schon recht warm...


der hier war mal nicht so schwer zu erkennen
zu diesen Tierchen haben wir gelernt, dass die Männchen (machos) drei Kämme auf Kopf, Rücken und Schwanz haben, während die Weibchen (hembras) nur auf dem Kopf einen haben
Den restlichen Tag sind wir noch ein bisschen durch den Nationalpark spaziert, haben aber leider irgendwie den offiziellen Wanderweg verpasst, sodass wir am Ende doch irgendwie immer in Strandnähe unterwegs waren und die Gummistiefel, die Pflicht sind fürs Betreten des Parks, stellten sich als extrem lästig heraus und Isa und ich haben uns natürlich Blasen gerieben. Dafür hat das Abendessen dann entschädigt: karibisches Hühnchen, *delicioso* mit dem typischen pikanten, mit Kokos gemachten Reis. Weil es leider keinen Nachtisch gab, haben wir uns im Supermarkt noch Eis und Bier gekauft und dass dann in der Hängematte genossen :) 

Der Sonntag war dann auf andere Weise interessant. Wir mussten ja auf demselben Weg wieder zurück nach Ciudad Quesada, also erst mit dem Boot nach La Pavona und dann den Bus nach Cariari und dort 15 Uhr mit dem Bus nach San José zu kommen und dann irgendwann noch einen nach C.Q. zu erwischen. Der Teil mit dem Boot hat auch noch super geklappt: wir waren kurz nach 12 Uhr in La Pavona und der nächste Bus sollte 13 Uhr kommen. 5min vor eins sprach uns dann irgendein fremder Mann an, worauf wir den warten. Es stellte sich heraus, dass unser Bus irgendwie ohne uns los ist, weil wir die Busse auf denen „Turismo“ stand, nicht für voll genommen hatten, da es ja eigentlich ein öffentlicher Linienverkehr nach Cariari ist. Dumm gelaufen! Der nächste Bus würde erst 16 Uhr kommen und damit hätten wir keine Chance mehr, am gleichen Tag nach Hause zu kommen und selbst ob wir den Bus nach San José noch schaffen würden, war nicht sicher. 
Der Typ sprach dann den Fahrer eines Minibuses an, der eine Reisegruppe aus San José in La Pavona abgesetzt hatte und sich gleich auf den Rückweg machen wollte. Der wollte uns schon mitnehmen, allerdings belief sich der Preis auf satte 80 $ pro Person X-D da konnte ich mir das Lachen nicht verkneifen. Zum Vergleich: die Fahrt mit dem Bus kostet keine 4,50 € also auch nicht viel mehr Dollar… Wir erklärten ihm kurz, dass wir bei weitem nicht so viel dabei hätten weil wir ja davon ausgegangen waren, dass wir günstig mit dem Bus fahren würden (was auch stimmte, da es in Tortuguero keine Bank gibt, d.h. wir mussten vorher abschätzen wie viel Geld wir brauchen würden und das haben wir auch mitgenommen und nicht viel mehr). Nach einigem Hin und Her landeten wir am Ende bei dem Angebot, dass er uns beide zusammen für insgesamt 10 000 Colones nach San José mitnehmen würde, was ungefähr 15 € entspricht – das nenn ich Preisnachlass! So viel bekamen wir noch zusammen und haben zugesagt. Während sich der Fahrer noch etwas zu Trinken gönnte, meinte der andere Typ, dass wir schon mal bei ihm bezahlen könnten und als wir zögerten, sagte er, dass er der Sohn des Fahrers sei und das schon in Ordnung ginge. Wir waren Gott sei Dank trotzdem skeptisch und Isabel hat ihm nett verklickert, dass sie nicht unhöflich sein will, aber aufgrund schlechter Erfahrungen ist sie nicht mehr sehr vertrauensselig. Unterwegs hat sie dann den Fahrer mal gefragt, wer denn der andere Mann gewesen sei und die Antwort lautete: Er hatte ihn noch nie zuvor gesehen… So viel dazu. Man muss vor allem sagen, dass dieser Mensch wirklich sehr seriös und ehrlich hilfsbereit wirkte. Nach dieser Geschichte wusste dann auch unser Fahrer, wieso „wir Ausländer“ oft so misstrauisch gegenüber Hilfsangeboten von Ticos sind. Er war echt nett und hat uns sogar bis zum Terminal gefahren, obwohl das nicht auf seinem Weg lag. Letztlich waren wir dadurch sogar noch eher zuhause, als wenn wir mit dem Bus gefahren wären.

Jenny hab ich diese Geschichte lieber nicht erzählt, damit sie nicht doch Angst bekommt und mich vielleicht nicht mehr allein mit Freundinnen unterwegs sein lässt. Connie auf Arbeit hab ich es erzählt und sie hat mich noch gebeten, ich soll mir doch so eine Art Pfefferspray zulegen X-P dabei war das Ganze ja nicht wirklich „gefährlich“ im eigentlichen Sinne – wir wären eben einfach nur übers Ohr gehauen worden. Naja.

Das war also unser abenteuerlicher Ausflug nach Tortuguero. Es hat richtig Spaß gemacht, auch weil Isabel und ich ganz gut auf einer Wellenlinie sind und meistens zur gleichen Zeit Lust auf die gleichen Sachen hatten :) Nach dem Karibik-Feeling war ich so richtig in Urlaubsstimmung, daher fiel es mir am Montag nicht ganz so leicht, auf Arbeit zu gehen. Aber das ist auch schon wieder vergessen.
Also, herzliche Grüße aus der inzwischen nicht mehr so verregneten Ciudad Quesada (hatte ich irgendwann erwähnt, dass es eine reichliche Woche durchgeregnet hatte?)
- bis zum nächsten Mal!

Dienstag, 19. März 2013

Neues aus Übersee



Hallo zusammen!
Seit dem letzten Eintrag ist einige Zeit vergangen – der Großteil davon war eher unspektakulärer Alltag. Allerdings vergehen meine Tage inzwischen irgendwie viel schneller, weil ich 2x pro Woche mit ein paar Arbeitskolleginnen von 17-18 Uhr zum Sport gehe und an diesen Tagen gleich nach der Arbeit in der Stadt bleibe, weil ich zu geizig bin, 2x extra Busgeld zu bezahlen… Und donnerstags hab ich abends immer von 19.30 – 21 Uhr Tanzkurs *yay*.  Dazwischen habe ich mich die letzte Zeit noch ein wenig um Dorian gesorgt (einer von uns 4 Freiwilligen hier in Ciudad Quesada), dem es nach einem Wochenendausflug von Jacó sehr schlecht ging, er mehrfache Krankenhausaufenthalte nötig hatte und seine Gastfamilie sich nicht wirklich um ihn gekümmert hat. Zuvor hatte ich ihm noch geholfen, von seiner Projektstelle an mein Schulzentrum zu wechseln, weil seine Busverbindungen miserabel waren und auch die Leute in seinem Projekt sich nicht wirklich für ihn interessiert haben. Es haben eben wirklich bei weitem nicht alle so ein Glück mit Familie und Arbeit, wie ich. Ich versuche mal nach Datum ein paar Erlebnisse der letzten Wochen zusammen zu fassen:


23.02.13 – Einführung in die Familie :)
Jedes Mal wenn ich das Datum schreibe, wird mir wieder klar, dass in Deutschland gerade noch Winter war und vielleicht sogar Schnee liegt – das will gar nicht in meinen Kopf hinein…
An diesem Samstag hab ich mit Jenny mal wieder ein spätes (10.15 Uhr) aber reichhaltiges Frühstück gemacht, mit dem typischen „Gallo Pinto“ (wörtlich heißt das sowas wie „gefleckter Hahn“, hat aber nix mit Geflügel zu tun, sondern ist einfach nur Reis mit gebratenen Bohnen, echt lecker), dann noch ein Käse-Salami-Sandwich und ein leckeres Omelette mit Erbsen und Tomate *yummi*.
Danach sind wir vielleicht 20-30min mit dem Auto einen guten Freund von Jenny besuchen gefahren, José, der Hobbykünstler ist und sich eine „Cabaña“ entworfen und mithilfe seines Bruders, der Architekt ist, gebaut hat. Cabañas sind wie kleine Ferienhäuschen oder Gartenhütten, mal größer mal kleiner aber wohl generell aus Holz wenn ich das richtig verstanden hab. Und die von José war echt irre schick und hatte alles was man zum Leben braucht. Leider hab ich meine Kamera vergessen, sonst hätte ich Fotos gemacht. Er hat selbst übrige Holzreste zu „Bildern“ als Wanddeko verarbeitet, sodass am Ende in der Innenausstattung der Hütte ein Mix aus rustikalem Holz und moderner Kunst entstanden ist. Und José selbst ist auch ein ganz herzlicher und liebenswerter Typ. Er arbeitet für die Regierung im Bereich Bildung für Behinderte. Gleichzeitig besitzt er noch eine Eisdiele in C.Q. gleich in der Nähe wo Jenny arbeitet, die billig und lecker sein soll – mal sehen wann ich zum Testen komme :)
Anschließend waren wir noch eine von Jennys Schwestern besuchen sowie nebenan deren Tochter mit ihren beiden Töchtern (die Familienmitglieder wohnen hier oftmals dicht beieinander). Was mich heute besonders erstaunte war, dass zwar unsere Nachbarin Marta wusste, dass Jenny mich aufnehmen würde, aber für viele ihrer Geschwister schien das dagegen eine Neuigkeit zu sein, denn sie fragten Jenny woher ich komme, wie lange ich bleibe und was ich die ganze Zeit mache… Vielleicht ist das Aufnehmen von Freiwilligen hierzulande einfach kein allzu großes Ding – José hat z.B. auch schon mal eine Schülerin aus Australien aufgenommen – aber wir mit unserer europäischen Mentalität hätten so eine Entscheidung doch wahrscheinlich schon im Voraus mit dem Rest der Familie geteilt, oder? Dorian und ich haben uns sowieso schon gefragt, aus welchen Gründen die Leute hier jemanden aus dem Ausland aufnehmen, denn die Gastfamilien erscheinen uns sehr unterschiedlich. Jenny ist alleinstehend und zählt schätzungsweise zur Mittelschicht und muss schon in einigen Aspekten aufs Geld gucken, während Helenas Familie schon gewissermaßen reich ist und z.B. eine nicaraguanische Haushälterin beschäftigt und die Familie von Dorian ist eher noch weniger gut verdienend als Jenny – also warum die vielen Kosten auf sich nehmen, schließlich bekommen sie keine finanzielle Unterstützung und müssen ein Jahr lang (bzw. 6 Monate) eine weitere Person durchfüttern und Strom und Wasser mitbezahlen…? Wenn ich besser Spanisch spreche, werde ich vielleicht mal nachfragen.
Als wir wieder zuhause waren, hat mich Jenny auch noch einmal explizit darauf hingewiesen, dass ich mir in meinem Zimmer alles so umräumen kann wie ich möchte und das haben wir dann gleich ein bisschen zusammen getan. Ich hab nämlich sogar einen eigenen Fernseher (Filme auf Spanisch zu gucken ist auch gut zum Lernen und wenn ich mal keine Lust drauf habe, gibt es auch Sender mit Kinofilmen auf Englisch mit spanischen Untertiteln – halleluja!) und den haben wir mit dem Tisch ein bisschen woandershin platziert und gegenüber mein kleines Zweisitzersofa und jetzt hab ich am Tisch sogar noch Platz für mein Netbook, sodass ich das nicht immer wieder wegräumen muss. Solche Kleinigkeiten tragen ungemein dazu bei, dass ich mich noch wohler fühle. 

erstes März-WE
Am 2. und 3. März sind wir (Rebecca, Jenny und 2 weitere Freundinnen) in den Norden an die Grenze zu Nicaragua gefahren. Am Grenzfluss Rio San Juan hatte irgendjemand eine Finca, die wir uns ausleihen durften. Wir haben an dem Wochenende nichts spezielles gemacht, aber die Landschaft war mal was anderes und da es auch so abgelegen und völlig untouristisch war, hab ich eine weitere authentische Seite von Costa Rica kennen gelernt, die zum Teil auch große Armut beinhaltet... 
Die Finca lag wie gesagt genau am Fluss, sodass wir quasi direkt aufs Nachbarland Nicaragua schauen konnten. Schön war auch, dass wir nach dem Frühstück die grünen Kokosnüsse aus dem Garten mit der Machete geöffnet haben und den leckeren Saft und das Mark genießen durften. Die Fahrt war auch wieder sehr speziell, weil die ganzen zwei-drei Stunden über holprige Piste verliefen.
Ansonsten lass ich mal die Fotos für sich sprechen…

50m großer Baum

kurz zuvor hatte ich mich gefragt, ob man in diesen Flüssen baden könnte bzw. ob Leute zwecks Grenzüberquerung durch schwimmen... die Frage hatte sich bei diesem Anblick gewissermaßen erledigt

Papaya-Baum *yummi*

Helikonien - ein Traum für die Kolibris





















08.03.13 – Freitagabend
Nach langem hin und her und einem verpassten Bus wurde ich gegen 21.30 Uhr von Helena’s Gastfamilie im Großraumauto abgeholt und wir fuhren ins Zentrum. Während der Vater mit den älteren Töchtern zum Italiener essen ging, begleiteten Helena und ich ihren 18jährigen Gastbruder in die Bar gegenüber – das Cachos Largos, wo ich schon zuvor mal mit meinen Arbeitskolleginnen war – wo an diesem Abend noch etwa 7 männliche Freunde des Gastbruders an unserem Tisch saßen. Ganz nach Tico-Art wurden wir von jedem einzeln mit Küsschen begrüßt, daran muss man sich erstmal gewöhnen, bei Leuten, die man noch nie zuvor gesehen hat… Im Laufe des Abends bekamen wir noch jede eine Serviettenrose von einem der Jungs geschenkt und als Helena ganz dezent darauf hinwies, dass doch internationaler día de la mujer (=Frauentag) war, wurde uns auch noch artig ein Tequila ausgegeben X-P 
gegen Mitternacht ging es dann von der Bar in die Disko – die einzige die in C.Q. länger als bis 2 Uhr offen ist. Die Musik war zwar extrem laut (noch am nächsten Morgen haben mir die Ohren geklingelt) aber es wurden sozusagen elektronische lateinamerikanische Rhythmen gespielt – d.h. sogar in der Disko wird hierzulande Salsa, Bachata, Merengue & Co getanzt! Es hat irre Spaß gemacht, endlich alles auszuprobieren, was wir so im Tanzkurs gelernt hatten und hier ist es auch nicht wie in Deutschland, wo 85% der Männer mit Bier am Rand der Tanzfläche rumstehen, neee, hier wartet eine Frau keine 30 Sekunden bis sie zum Tanzen aufgefordert wird – ein Traum! Und trotz oder dank einiger Tequila mehr, die Helena dem Barkeeper und einem unserer Begleiter abgeschwatzt hat, ging das Tanzen super gut – und es gab sogar ein paar Jungs, die größer waren als ich (eine absolute Rarität hierzulande^^). 
Als wir dann 2.30 Uhr aus der Disko raus sind, wurde ich auch noch sicher bis zum Taxi begleitet. 3 Uhr lag ich dann im Bett und bin am Samstag gegen 10.30 Uhr wieder aufgestanden – für Jenny kein Problem, sie hat ähnlich lange geschlafen und somit gab es 11 Uhr noch gemeinsames Frühstück :)


Nochmal kurz zum Alltag und der Arbeit: 
Es macht in der Schule immer mehr Spaß! Inzwischen begrüßen und verabschieden sich die Schüler auch von mir mit einer Umarmung und manchmal sogar einem Küsschen. Ich hab festgestellt, dass ich besonders auf die hyperaktiven Kinder eine sehr beruhigende Wirkung habe und gut helfen kann, dass sie sich besser auf die Aufgaben konzentrieren. Ich hab auch Connie ein bisschen Entspannungsmusik von meiner Festplatte auf ihren Rechner gespielt, die wir jetzt immer im Unterricht mit den unruhigen Schülern spielen – und letztens ist einer der Jungs sogar fast eingepennt, da mussten wir sie wieder ausschalten :-D Unglaublich wie das die Kids hier beeinflusst. Die Muttis zuhause hören eben eher Reggaeton, was natürlich deutlich aufwühlender ist als gediegene Klaviermusik… Mit José und Allan gehe ich in der Pause immer raus Fußball spielen – ihr könnt euch die beiden von der Motorik und Auge-Fuß-Ball-Koordination her in etwa wie 2-4jährige vorstellen. Ist also schon ziemlich spaßig mit ihnen.
Allgemein verstehe ich natürlich so langsam immer etwas mehr und kann mich inzwischen auch mit den Müttern der Schüler unterhalten, die meistens während des Unterrichts dableiben, weil die Kinder einfach ihre Bezugsperson brauchen und fast immer eine eins-zu-eins-Betreuung. Vielleicht sollte ich zum Unterrichtsablauf auch nochmal was extra schreiben, denn inzwischen hat sich doch noch eine Struktur im Schulalltag herauskristallisiert, die ich in den ersten 2-3 Wochen noch vergeblich gesucht hatte...

Zuhause gibt es mittlerweile einige Abende, an denen Jenny nicht gar so spät heimkommt und wir gucken ab und zu spanische Filme zusammen. Ansonsten genieße ich es weiterhin, dass es für sie kein Problem ist, wenn ich ohne sie etwas mit Freunden unternehme. Nach Tortuguero haben wir uns gemeinsam die Fotos angeschaut und uns darüber unterhalten, da sie auch noch nie dort war und sogar nicht mal wusste wo genau der Ort liegt und dass man nur mit dem Boot da hin kommt. Ahja, also das vergangene Wochenende hab ich einen längeren Ausflug nach Tortuguero mit Isabel von der Arbeit gemacht, aber das verdient einen Extra-Blogeintrag mit vielen tollen Fotos, der kommt also demnächst noch!
In der Osterwoche fahre ich evtl. mit Jenny zusammen eine ihrer Freundinnen an einem der schönen Strände am Pazifik im Norden besuchen, allerdings steht das alles noch völlig in den Sternen, weil sie noch nicht mal weiß, ob sie frei hat oder arbeiten muss.
Was jetzt schon feststeht, ist ein Ausflug zum Nationalpark Manuel Antonio von diesem Samstag/Sonntag bis nächsten Dienstag mit Isabel und noch 3 weiteren jungen Arbeitskollegen sowie einer Freundin, die mit uns in die Sporthalle geht. Der Strand dort soll sehr schön sein, d.h. ich werde hoffentlich endlich mal in den Genuss kommen, im Pazifik baden zu gehen...

So weit erstmal wieder von mir. Achja, ich hab übrigens die Kommentareinstellungen verändert, sodass man jetzt auch anonym Beiträge kommentieren kann ohne irgendwo ein Konto angeben zu müssen. Also lasst bitte mehr von euch hören bzw. lesen ;-)

Hasta luego!
Pia