Montag, 2. September 2013

magische Karibik


So, jetzt muss ich endlich mal ein Geständnis loswerden: Ich hab mich verliebt. – Nun ist es endlich raus, nachdem ich so lange mit mir gerungen habe, es zu erzählen.... aber nein, tut mir leid euch zu enttäuschen, es ist kein Mann :-P (und nein, auch keine Frau^^) Ich rede von der südlichen Karibikküste Costa Ricas! Leider hat sie mich umgekehrt wohl auch zum fressen gern, denn ich komme jedes Mal mit unzähligen Insektenbissen zurück :‘-( Nichtsdestotrotz könnte ich immer wieder da zum Kurzurlaub hinfahren. Deshalb widme ich der Karibik nun auch einen etwas längeren Beitrag mit extravielen Fotos - ich hoffe, das stört keinen ;)

am Strand vor Puerto Viejo, die Schiffsinsel
Puerto Viejo de Talamanca war früher mal ein Fischerort und ist inzwischen das Hostel-, Party- und Restaurantzentrum, also perfekt als Ausgangspunkt für die Region (trotzdem ist es immernoch ein "kleines Nest", also ist "Zentrum" in diesem Fall relativ zu verstehen... Die Südwestküste ist außerdem (im Gegensatz zum bergigen San Carlos) super flach und damit perfekt fürs Radfahren geeignet. Die Menschen sind absolut entspannt und – anders als z.B. in Manuel Antonio – nicht so extrem auf Touristenfang eingestellt. Man wird z.B. nicht von Straßenverkäufern angequatscht, ob man nicht dies oder jenes kaufen will, während man gerade auf dem Handtuch am Strand liegt!

die typischen kleinen Boote die vor Puerto Viejo ankern - die Beschriftung
hat es mir besonders angetan : )

so sehen die Straßen und Straßenecken in Puerto Viejo aus

die typischen ursprünglichen Häuser in Limón stehen auf Pfählen
Die meisten Ticos (die NICHT aus Limón, also nicht von der Karibik sind) behaupten, die Gegend sei sehr gefährlich und reisen selbst aus diesem Grund nie dahin – tatsächlich waren die allermeisten noch niemals da und bilden sich ihre Meinung entsprechend nur aus (schlechten) Nachrichten und anderem Hören-Sagen. Ich war nun schon 3x dort und nach diesen Erfahrungen fühle ich mich in Puerto Viejo und Umgebung 1000x sicherer als in der Hauptstadt San José, wo ich schon nach Einbruch der Dunkelheit gegen 18 Uhr selbst mit 2 Freunden kaum noch abseits der Hauptstraße unterwegs sein würde! Und auch im Umgang mit den Leuten fühle ich mich in Limón sehr viel wohler, weil mir die Freundlichkeit oft authentischer und bedingungsloser erscheint, damit meine ich z.B. nicht daran gebunden, dass mir jemand etwas verkaufen will…
auf dem Weg nach Manzanillo

Dorian ist bei unserer ersten Radtour nach Manzanillo die Kette vom Fahrrad gesprungen. Wir waren da relativ im Nirgendwo und haben uns mit einem Stöckchen abgemüht, das Ganze wieder in Gang  zu bekommen. Entlang der Straße ein Stück weiter befand sich ein Restaurant und entweder der Besitzer oder einer der Angestellten war beim Weg fegen ein paar Schritte vor die Tür gegangen, hat uns gesehen und gleich Hilfe angeboten. Zwar waren wir da grad fertig, aber unsere Hände natürlich schmierig und schwarz wie die Nacht – also sollten wir doch bitte reinkommen und uns waschen… muchisimas gracias! Und als wäre das noch nicht genug gewesen, gab es noch gratis Reiseproviant: 8 super leckere Bananen frisch von der Palme, denn er hatte wohl so viele, dass es schade war, welche wegzuwerfen. Natürlich kann ich mich irren, aber ich bin mir doch recht sicher, dass uns sowas an der Pazifikküste Costa Ricas nicht unbedingt passiert wäre…

Dorian, Rebecca und ich auf dem Weg von Puerto Viejo nach Manzanillo
irgendwann mussten wir die Räder stehen lassen und zu Fuß weiter
und zwar erstmal durchs kalte Flusswasser X-D
Snack zwischendurch mit den leckeren Bananen die uns unterwegs
geschenkt worden sind *yummi*

Punta Mona
Manzanillo liegt 13km südlich von Puerto Viejo entlang der Küste. Auf dem Weg dahin liegen verschiedene andere Strände, Playa Cocles, Playa Chiquita, Playa Uva, die sich je nachdem mal eher zum Surfen oder eher zum Schwimmen eignen. Manzanillo gehört zu meinen Lieblingsorten in Costa Rica, insbesondere die Punta Mona, der Strand mit einem vorgelagerten Felsen im Meer, der wohl früher (bevor ihn die Gezeiten und der Wind kräftig bearbeitet haben) die Form eines Affenkopfes hatte, was ihm den Namen „mona“ beschert hat.
An besagtem Strand gibt es außerdem eine umgestürzte Palme, die sich perfekt zum Balancieren eignet und mir zumindest ansatzweise ein bisschen das Gefühl vom Slacklinen geschenkt hat...


der goldgelbe Strand in Manzanillo hat es mir auch angetan - er besteht kaum
aus Sand sondern mehr aus kleinsten Steinchen und Bruchstücken von Muscheln
Das ist übrigens ein weiterer großer Vorteil gegenüber den Stränden des Pazifik: dort verfolgt einen der Sand buchstäblich überall hin und klebt ständig am Körper, während man in der Karibik nicht das Bedürfnis hat, aller 5 Minuten zu duschen, um die lästigen Körnchen und Krümelchen loszuwerden...


Das Schutzgebiet von Manzanillo ist eines der wenigen in Costa Rica, was keinen Eintritt verlangt und trotzdem ist es erstaunlicherweise nicht von Gästen überlaufen. Die Strände sind eher klein. Während am Pazifik fast überall 100m Sandstrand zu finden sind und die Besitzer von Sonnenschirmen einen Reibach mit deren Vermietung machen, begnügt man sich in der Karibik mit allerhöchstens 30m Strand – und der wird von tollen, großblättrigen, oft schiefliegenden und überhängenden Bäumen begrenzt, also ein Traum von natürlichem Schattenspender! Viele davon laden auch zum Klettern ein und es gibt eine Stelle, an der ein Baum so weit übers Wasser ragt, dass jemand eine Schaukel daran montiert hat :) Spaaaaaß!!!
Aber wie so oft hatte bei mir das Bäumeklettern und Fotografieren Priorität.


Achja, bei unserem ersten Besuch in der Karibik haben Rebecca, Helena und ich im berüchtigten "Rocking J's" übernachtet. Das ist ein Hostel mit Hängemattenschlafsälen und definitiv die kreativste und billigste Bleibe in Puerto Viejo. Wer keine Lust auf Hängematte hat, kann auch ein mitgebrachtes Zelt aufschlagen oder findet mit etwas Glück noch Platz in den wenigen Zimmern, die ebenfalls zur Übernachtung bereitstehen.

Schlafsaal im Rocking-J's, Rebecca in der Hängematte :)

ein Teil des Geländes, alles ist schön mosaik-mäßig mit Fliesenscherben verziert

selbst die Sitzbänke sind nicht nur zum langweilig drauf rumsitzen,
sondern bieten stets etwas zum Gucken...
v.l. Hazel, ich, Andreína - und die "mona" im Hintergrund :)
Bei meinem letzten Besuch in den „Winterferien“ im Juli war ich gewissermaßen Touristenführer für meine beiden Kolleginnen aus der Schule, Hazel und Andreína, die beide noch nie in der Karibik waren – verrückte Welt, da muss erst eine Deutsche kommen, damit sie eine weitere Ecke ihres schönen Landes kennenlernen.
Das Radfahren nach Manzanillo mit den beiden war wiederum für mich ein spaßiges Abenteuer, denn sie sind seit Jahren nicht Rad gefahren. Entsprechend wackelig und langsam kamen wir voran - aber was macht das schon, der Weg ist schließlich das Ziel.
Schlammweg


Allan, Walter und Pano hatten mir im Voraus erzählt, dass es in Manzanillo, noch ein ganzes Ende hinter der Punta Mona, eine Höhle am Strand gibt. Die hatte ich mir natürlich vorgenommen dieses Mal zu finden! Allerdings war das gar nicht so leicht getan, denn der Weg ging mehrfach vom Strand weg in fiesen Schlamm über, in dem wir auch noch bergauf und bergab klettern mussten. Alle 3 waren wir nur in FlipFlops unterwegs, wobei meine noch am robustesten waren und keine bloßen Stadtspaziergangstreter… Ich muss dazu sagen, dass die Ticas, die ich bisher kennengelernt habe, alle nicht so die Wandertypen sind. Lieber wird sich an den erstbesten Strand gelegt, als noch 3km zu den schöneren, entlegeneren Plätzchen zu laufen. Dass ich noch nicht mal sagen konnte, wie weit es denn noch bis zur Höhle ist, hat die Motivation natürlich nicht gerade steigern können X-D umso stolzer war ich auf meine beiden Compañeras, dass sie trotz allen Widrigkeiten durchgehalten haben, bis ich mein Ziel erreicht hatte!
das Ziel der Wanderung - sieht auf dem Foto kleiner aus als in Wahrheit
 
Um in die Höhle hineinzugelangen, bedurfte es ein klitzekleinwenig Kletterarbeit. Noch wichtiger war allerdings eine Portion (Über-?)Mut und Wasserunempfindlichkeit, denn zum einen mussten wir einen kleinen Sprung zur Höhle wagen und zum anderen ließ es sich dank der kräftigen Brandung auch nicht vermeiden, beim Eintreten nass zu werden :) Andreína hatte es daher vorgezogen, am Strand auf unsere Sachen aufzupassen.
Hazel wollte zwar anfangs auch nicht (vor allem wollte sie nicht nass werden), aber ich hab sie doch noch überreden können, schließlich hatten wir ja nicht die Strapazen des schlammigen Weges auf uns genommen, um uns am Ziel die Höhle nur von außen anzuschauen! War wirklich genial oder „pichudo“ wie ich auf costaricanisch sagen würde :) richtig groß, mit einer runden Öffnung in der Decke, wodurch die Sonne das Ganze ein wenig beleuchtete und von wo unterschiedlich dicke Wurzeln herunterrankten, an denen wir notfalls auch wieder hätten herausklettern können, sofern die Flut den anderen Rückweg versperrt hätte. Außerdem gab es noch eine weitere Öffnung im Boden, wo Meerwasser gluckste und wahrscheinlich den kompletten Fels noch weiter unterspült. War auf jeden Fall ein nettes kleines Abenteuer für mich - und mit Sicherheit ein noch größeres für meine Begleiterinnen.
die Strandwanderer auf dem Rückweg...

öffentliche Mülleimer in den Rastafari-Farben




Was mir an der Karibik auch so gefällt, sind die vielen Farben und Malereien überall. Irgendwie ist alles bunt und fröhlich und eben nicht nur funktional...










die Coco-Bar in Cahuita, ebenfalls schön bunt
wilder Strand im Nationalpark

Mit Hazel und Andreina bin ich auch zum ersten Mal ausgiebig durch Cahuita geschlendert. Der Ort liegt auch 13km von Puerto Viejo entfernt, aber in entgegengesetzter Richtung von Manzanillo. Er hat sich in meinen Augen noch etwas mehr von seiner Ursprünglichkeit bewahrt. Es geht hier wesentlich ruhiger zu und man findet sehr viel weniger Hostels oder andere typische Touristenangebote. Die Küste ist rau und wild und nur an wenigen Stellen zum baden geeignet.
Der Nationalpark Cahuita hat zwei Eingänge. An einem werden von Touristen die üblichen 10 Dollar Eintritt erbeten - am anderen, der direkt im Ort gelegen ist, zahlt man Eintritt auf Spendenbasis und entscheidet somit selbst, wieviel man geben möchte.
Der Nationalpark liegt auch direkt am Meer und je tiefer man hineingelangt, desto sumpfiger wird es. Statt der übligen Wanderwege auf dem Waldboden bewegt man sich im Cahuita NP vielmehr auf Holzbrücken bzw. Stegen fort.

im sumpfigen Cahuita Nationalpark























Ach ja und genauso wie in Manzanillo muss man auch im Cahuita NP einen kalten Fluss durchqueren, bevor man tiefer in den Nationalpark eintreten kann. Wer sich (wie wir) über die schwarze Farbe des Wassers wundert: die kommt von den Wurzeln der Mangrovenbäume, welche im Park wachsen, wie uns ein freundlicher Parkmitarbeiter auf unsere Nachfrage verraten hat..




Bildunterschrift hinzufügen
Ich hoffe, ich habe damit einen einigermaßen umfangreichen Eindruck von der Südkaribik Costa Ricas geben können und ihr könnt nachvollziehen, warum mir die Gegend so gefällt. Wie immer gilt: falls ich was vergessen hab oder euch mehr interessiert, schreibt es in einen Kommentar! Inzwischen bekomme ich ja fast so selten von euch zu lesen, wie ihr von mir ;)

Nun dauert es gar nicht mehr so lange, bis mich die Heimat wieder hat (man kann die Monate schon an einer Hand abzählen), auch wenn ich noch gar nicht daran denken mag, um ehrlich zu sein...
Muchos abrazos fuertes y besitos para todos!
Eure Pia