Montag, 2. September 2013

magische Karibik


So, jetzt muss ich endlich mal ein Geständnis loswerden: Ich hab mich verliebt. – Nun ist es endlich raus, nachdem ich so lange mit mir gerungen habe, es zu erzählen.... aber nein, tut mir leid euch zu enttäuschen, es ist kein Mann :-P (und nein, auch keine Frau^^) Ich rede von der südlichen Karibikküste Costa Ricas! Leider hat sie mich umgekehrt wohl auch zum fressen gern, denn ich komme jedes Mal mit unzähligen Insektenbissen zurück :‘-( Nichtsdestotrotz könnte ich immer wieder da zum Kurzurlaub hinfahren. Deshalb widme ich der Karibik nun auch einen etwas längeren Beitrag mit extravielen Fotos - ich hoffe, das stört keinen ;)

am Strand vor Puerto Viejo, die Schiffsinsel
Puerto Viejo de Talamanca war früher mal ein Fischerort und ist inzwischen das Hostel-, Party- und Restaurantzentrum, also perfekt als Ausgangspunkt für die Region (trotzdem ist es immernoch ein "kleines Nest", also ist "Zentrum" in diesem Fall relativ zu verstehen... Die Südwestküste ist außerdem (im Gegensatz zum bergigen San Carlos) super flach und damit perfekt fürs Radfahren geeignet. Die Menschen sind absolut entspannt und – anders als z.B. in Manuel Antonio – nicht so extrem auf Touristenfang eingestellt. Man wird z.B. nicht von Straßenverkäufern angequatscht, ob man nicht dies oder jenes kaufen will, während man gerade auf dem Handtuch am Strand liegt!

die typischen kleinen Boote die vor Puerto Viejo ankern - die Beschriftung
hat es mir besonders angetan : )

so sehen die Straßen und Straßenecken in Puerto Viejo aus

die typischen ursprünglichen Häuser in Limón stehen auf Pfählen
Die meisten Ticos (die NICHT aus Limón, also nicht von der Karibik sind) behaupten, die Gegend sei sehr gefährlich und reisen selbst aus diesem Grund nie dahin – tatsächlich waren die allermeisten noch niemals da und bilden sich ihre Meinung entsprechend nur aus (schlechten) Nachrichten und anderem Hören-Sagen. Ich war nun schon 3x dort und nach diesen Erfahrungen fühle ich mich in Puerto Viejo und Umgebung 1000x sicherer als in der Hauptstadt San José, wo ich schon nach Einbruch der Dunkelheit gegen 18 Uhr selbst mit 2 Freunden kaum noch abseits der Hauptstraße unterwegs sein würde! Und auch im Umgang mit den Leuten fühle ich mich in Limón sehr viel wohler, weil mir die Freundlichkeit oft authentischer und bedingungsloser erscheint, damit meine ich z.B. nicht daran gebunden, dass mir jemand etwas verkaufen will…
auf dem Weg nach Manzanillo

Dorian ist bei unserer ersten Radtour nach Manzanillo die Kette vom Fahrrad gesprungen. Wir waren da relativ im Nirgendwo und haben uns mit einem Stöckchen abgemüht, das Ganze wieder in Gang  zu bekommen. Entlang der Straße ein Stück weiter befand sich ein Restaurant und entweder der Besitzer oder einer der Angestellten war beim Weg fegen ein paar Schritte vor die Tür gegangen, hat uns gesehen und gleich Hilfe angeboten. Zwar waren wir da grad fertig, aber unsere Hände natürlich schmierig und schwarz wie die Nacht – also sollten wir doch bitte reinkommen und uns waschen… muchisimas gracias! Und als wäre das noch nicht genug gewesen, gab es noch gratis Reiseproviant: 8 super leckere Bananen frisch von der Palme, denn er hatte wohl so viele, dass es schade war, welche wegzuwerfen. Natürlich kann ich mich irren, aber ich bin mir doch recht sicher, dass uns sowas an der Pazifikküste Costa Ricas nicht unbedingt passiert wäre…

Dorian, Rebecca und ich auf dem Weg von Puerto Viejo nach Manzanillo
irgendwann mussten wir die Räder stehen lassen und zu Fuß weiter
und zwar erstmal durchs kalte Flusswasser X-D
Snack zwischendurch mit den leckeren Bananen die uns unterwegs
geschenkt worden sind *yummi*

Punta Mona
Manzanillo liegt 13km südlich von Puerto Viejo entlang der Küste. Auf dem Weg dahin liegen verschiedene andere Strände, Playa Cocles, Playa Chiquita, Playa Uva, die sich je nachdem mal eher zum Surfen oder eher zum Schwimmen eignen. Manzanillo gehört zu meinen Lieblingsorten in Costa Rica, insbesondere die Punta Mona, der Strand mit einem vorgelagerten Felsen im Meer, der wohl früher (bevor ihn die Gezeiten und der Wind kräftig bearbeitet haben) die Form eines Affenkopfes hatte, was ihm den Namen „mona“ beschert hat.
An besagtem Strand gibt es außerdem eine umgestürzte Palme, die sich perfekt zum Balancieren eignet und mir zumindest ansatzweise ein bisschen das Gefühl vom Slacklinen geschenkt hat...


der goldgelbe Strand in Manzanillo hat es mir auch angetan - er besteht kaum
aus Sand sondern mehr aus kleinsten Steinchen und Bruchstücken von Muscheln
Das ist übrigens ein weiterer großer Vorteil gegenüber den Stränden des Pazifik: dort verfolgt einen der Sand buchstäblich überall hin und klebt ständig am Körper, während man in der Karibik nicht das Bedürfnis hat, aller 5 Minuten zu duschen, um die lästigen Körnchen und Krümelchen loszuwerden...


Das Schutzgebiet von Manzanillo ist eines der wenigen in Costa Rica, was keinen Eintritt verlangt und trotzdem ist es erstaunlicherweise nicht von Gästen überlaufen. Die Strände sind eher klein. Während am Pazifik fast überall 100m Sandstrand zu finden sind und die Besitzer von Sonnenschirmen einen Reibach mit deren Vermietung machen, begnügt man sich in der Karibik mit allerhöchstens 30m Strand – und der wird von tollen, großblättrigen, oft schiefliegenden und überhängenden Bäumen begrenzt, also ein Traum von natürlichem Schattenspender! Viele davon laden auch zum Klettern ein und es gibt eine Stelle, an der ein Baum so weit übers Wasser ragt, dass jemand eine Schaukel daran montiert hat :) Spaaaaaß!!!
Aber wie so oft hatte bei mir das Bäumeklettern und Fotografieren Priorität.


Achja, bei unserem ersten Besuch in der Karibik haben Rebecca, Helena und ich im berüchtigten "Rocking J's" übernachtet. Das ist ein Hostel mit Hängemattenschlafsälen und definitiv die kreativste und billigste Bleibe in Puerto Viejo. Wer keine Lust auf Hängematte hat, kann auch ein mitgebrachtes Zelt aufschlagen oder findet mit etwas Glück noch Platz in den wenigen Zimmern, die ebenfalls zur Übernachtung bereitstehen.

Schlafsaal im Rocking-J's, Rebecca in der Hängematte :)

ein Teil des Geländes, alles ist schön mosaik-mäßig mit Fliesenscherben verziert

selbst die Sitzbänke sind nicht nur zum langweilig drauf rumsitzen,
sondern bieten stets etwas zum Gucken...
v.l. Hazel, ich, Andreína - und die "mona" im Hintergrund :)
Bei meinem letzten Besuch in den „Winterferien“ im Juli war ich gewissermaßen Touristenführer für meine beiden Kolleginnen aus der Schule, Hazel und Andreína, die beide noch nie in der Karibik waren – verrückte Welt, da muss erst eine Deutsche kommen, damit sie eine weitere Ecke ihres schönen Landes kennenlernen.
Das Radfahren nach Manzanillo mit den beiden war wiederum für mich ein spaßiges Abenteuer, denn sie sind seit Jahren nicht Rad gefahren. Entsprechend wackelig und langsam kamen wir voran - aber was macht das schon, der Weg ist schließlich das Ziel.
Schlammweg


Allan, Walter und Pano hatten mir im Voraus erzählt, dass es in Manzanillo, noch ein ganzes Ende hinter der Punta Mona, eine Höhle am Strand gibt. Die hatte ich mir natürlich vorgenommen dieses Mal zu finden! Allerdings war das gar nicht so leicht getan, denn der Weg ging mehrfach vom Strand weg in fiesen Schlamm über, in dem wir auch noch bergauf und bergab klettern mussten. Alle 3 waren wir nur in FlipFlops unterwegs, wobei meine noch am robustesten waren und keine bloßen Stadtspaziergangstreter… Ich muss dazu sagen, dass die Ticas, die ich bisher kennengelernt habe, alle nicht so die Wandertypen sind. Lieber wird sich an den erstbesten Strand gelegt, als noch 3km zu den schöneren, entlegeneren Plätzchen zu laufen. Dass ich noch nicht mal sagen konnte, wie weit es denn noch bis zur Höhle ist, hat die Motivation natürlich nicht gerade steigern können X-D umso stolzer war ich auf meine beiden Compañeras, dass sie trotz allen Widrigkeiten durchgehalten haben, bis ich mein Ziel erreicht hatte!
das Ziel der Wanderung - sieht auf dem Foto kleiner aus als in Wahrheit
 
Um in die Höhle hineinzugelangen, bedurfte es ein klitzekleinwenig Kletterarbeit. Noch wichtiger war allerdings eine Portion (Über-?)Mut und Wasserunempfindlichkeit, denn zum einen mussten wir einen kleinen Sprung zur Höhle wagen und zum anderen ließ es sich dank der kräftigen Brandung auch nicht vermeiden, beim Eintreten nass zu werden :) Andreína hatte es daher vorgezogen, am Strand auf unsere Sachen aufzupassen.
Hazel wollte zwar anfangs auch nicht (vor allem wollte sie nicht nass werden), aber ich hab sie doch noch überreden können, schließlich hatten wir ja nicht die Strapazen des schlammigen Weges auf uns genommen, um uns am Ziel die Höhle nur von außen anzuschauen! War wirklich genial oder „pichudo“ wie ich auf costaricanisch sagen würde :) richtig groß, mit einer runden Öffnung in der Decke, wodurch die Sonne das Ganze ein wenig beleuchtete und von wo unterschiedlich dicke Wurzeln herunterrankten, an denen wir notfalls auch wieder hätten herausklettern können, sofern die Flut den anderen Rückweg versperrt hätte. Außerdem gab es noch eine weitere Öffnung im Boden, wo Meerwasser gluckste und wahrscheinlich den kompletten Fels noch weiter unterspült. War auf jeden Fall ein nettes kleines Abenteuer für mich - und mit Sicherheit ein noch größeres für meine Begleiterinnen.
die Strandwanderer auf dem Rückweg...

öffentliche Mülleimer in den Rastafari-Farben




Was mir an der Karibik auch so gefällt, sind die vielen Farben und Malereien überall. Irgendwie ist alles bunt und fröhlich und eben nicht nur funktional...










die Coco-Bar in Cahuita, ebenfalls schön bunt
wilder Strand im Nationalpark

Mit Hazel und Andreina bin ich auch zum ersten Mal ausgiebig durch Cahuita geschlendert. Der Ort liegt auch 13km von Puerto Viejo entfernt, aber in entgegengesetzter Richtung von Manzanillo. Er hat sich in meinen Augen noch etwas mehr von seiner Ursprünglichkeit bewahrt. Es geht hier wesentlich ruhiger zu und man findet sehr viel weniger Hostels oder andere typische Touristenangebote. Die Küste ist rau und wild und nur an wenigen Stellen zum baden geeignet.
Der Nationalpark Cahuita hat zwei Eingänge. An einem werden von Touristen die üblichen 10 Dollar Eintritt erbeten - am anderen, der direkt im Ort gelegen ist, zahlt man Eintritt auf Spendenbasis und entscheidet somit selbst, wieviel man geben möchte.
Der Nationalpark liegt auch direkt am Meer und je tiefer man hineingelangt, desto sumpfiger wird es. Statt der übligen Wanderwege auf dem Waldboden bewegt man sich im Cahuita NP vielmehr auf Holzbrücken bzw. Stegen fort.

im sumpfigen Cahuita Nationalpark























Ach ja und genauso wie in Manzanillo muss man auch im Cahuita NP einen kalten Fluss durchqueren, bevor man tiefer in den Nationalpark eintreten kann. Wer sich (wie wir) über die schwarze Farbe des Wassers wundert: die kommt von den Wurzeln der Mangrovenbäume, welche im Park wachsen, wie uns ein freundlicher Parkmitarbeiter auf unsere Nachfrage verraten hat..




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Ich hoffe, ich habe damit einen einigermaßen umfangreichen Eindruck von der Südkaribik Costa Ricas geben können und ihr könnt nachvollziehen, warum mir die Gegend so gefällt. Wie immer gilt: falls ich was vergessen hab oder euch mehr interessiert, schreibt es in einen Kommentar! Inzwischen bekomme ich ja fast so selten von euch zu lesen, wie ihr von mir ;)

Nun dauert es gar nicht mehr so lange, bis mich die Heimat wieder hat (man kann die Monate schon an einer Hand abzählen), auch wenn ich noch gar nicht daran denken mag, um ehrlich zu sein...
Muchos abrazos fuertes y besitos para todos!
Eure Pia

Dienstag, 6. August 2013

Arbeit - Geburtstag - Wasserfall um die Ecke :)



So liebe Leute,
laaange musstet ihr mal wieder warten und für mich wird es mal wieder schwer, nach den vielen Wochen (fast sind es Monate) zu entscheiden, was ich euch am besten zuerst erzähle…
Vielleicht ist es ja mal an der Zeit euch etwas mehr Einblick in meinen Arbeitsalltag zu geben, damit ihr nicht denkt, ich sei hier nur urlaubsmäßig unterwegs. In den letzten Wochen haben wir uns mit unseren Schülern sehr viel künstlerisch betätigt. Am 6.6. fand nämlich an unserem Schulzentrum das „Festival Estudantil de Artes“ (FEA) statt – einfach übersetzt: Kunstfestival der Schüler, wobei die Abkürzung auf Spanisch recht ungünstig gewählt ist, denn „fea“ bedeutet hässlich… Alles andere als hässlich waren allerdings die verschiedenen Kunstprojekte, die im Rahmen dieser Aktion in den Klassenzimmern unter den Händen von Schülern, Lehrern und Eltern entstanden und am 6.6. auf dem Schulgelände ausgestellt wurden, damit die außerschulische Jury sie bewerten konnte. Leider konnte ich selbst an diesem Tag nicht dabei sein, weil wir an jenem Tag unser erstes Meeting mit allen AFS-Freiwilligen in San José hatten und die Teilnahme an diesen, nennen wir sie mal „Auswertungsveranstaltungen“, ist nun mal leider Pflicht. Glücklicherweise wurde schon am Tag zuvor viel vorbereitet und so konnte ich wenigstens ein paar Fotos machen.









Unser eigenes Kunstprojekt war eine Skulptur des Baumes „corteza amarilla“, der typisch für die Region San Carlos ist. Diese Bäume stehen fast immer einzeln zwischen anderen Baumtypen oder ganz abgesondert. Sie sind ordentlich groß (bis 25m) und stechen in der Blütezeit ins Auge, wenn sie kein einziges grünes Blatt tragen, sich aber dafür 4-5 Tage lang übervoll mit tiefgelben Blüten schmücken. „corteza“ bedeutet auf Deutsch „Rinde/Borke“ und „amarilla“ ist die Farbe Gelb. Ich hab mich anfangs gewundert, warum der Baum „gelbe Rinde“ genannt wird, weil doch schließlich die Blüten gelb sind! Aber nach kurzem Google-Nachforschen war ich schlauer: offenbar ist die Rinde – zumindest an den Ästen des Baumes – von innen auch gelb und ebendieser Absonderlichkeit verdankt der Baum seinen Namen… Bezeichnung hin oder her, Fakt ist, dass sie irre schön anzusehen sind und wer von euch Zugang zu meinem Facebook-Profil hat, der weiß jetzt auch woher der Blütenteppich stammt, auf dem ich in meinem Profilbild sitze ;-) 
Für alle die keinen Facebookaccount haben, hier nochmal Fotos vom echten Baum. Da sind wir nämlich mit den Schülern hingefahren, damit die auch sehen und verstehen, was sie da eigentlich gerade basteln...

auf dem Blütenteppich :)

Jordany streicht mithilfe seiner Mama die Zeitungsstreifen
mit Leim ein
Aber back to the topic: besagten Baum haben wir in wirklich mühevoller Arbeit aus…Drahtgestell, Unmengen von Lagen von Zeitungspapier mit Leim, einer weiteren Mischung deren Namen ich auf Deutsch nicht kenne, Farbe und noch größeren Unmengen von gelbem Moosgummi für die Blüten…nachgebildet. Unsere Schüler haben wir entsprechend ihren individuellen Möglichkeiten bei den einzelnen Schritten eingesetzt, vom Papierfalten über das Einstreichen mit Leim oder Farbe bis zum Ankleben der Blüten an den Ästen. 
Daxel pinselt die Äste mit Leim ein damit wir noch mehr
Lagen Zeitung drumwickeln können


Raxel faltet mit Connie Zeitungsstreifen
Allan bemalt den Baumstamm



Ich habe während des Prozesses Videos von den Schülern bei der Arbeit gemacht und daraus eine PowerPointPräsentation zusammengestellt, denn uns kam es besonders darauf an, dass Außenstehende auch wirklich sehen und begreifen, dass diese Kinder trotz aller Unzulänglichkeiten künstlerisch aktiv sein und am Ende etwas wirklich Schönes erschaffen können. 

Allan & José beim Mischen der Masse, die den Stamm noch verstärken soll


Sebastian hilft beim Blüten basteln
leider hab ich grad nur dieses Bild vom "kleinen"
Baum da. inzwischen ist er fast doppelt so groß und
noch viel schöner, mit blauen Schmetterlingen, die
auf den Blüten sitzen...


Resulta que… ganamos primeroooo!!! – Unser Projekt hat die Jury überzeugt und wir haben den ersten Platz innerhalb unserer Schule belegt. Infolgedessen waren wir am 23. Juli erneut in Wettstreit gegangen, diesmal auf regionaler Ebene mit allen Schulen aus der Umgebung San Carlos. Dafür mussten wir unser Bäumchen allerdings noch etwas wachsen lassen, was hieß, auch nach dem 6.6. fleißig weiter mit Zeitungspapier, Kleber, Farbe und Moosgummi werkeln… aaaaber, die Mühe hat sich tatsächlich gelohnt! Wir haben wieder gewonnen, yay!









Die ersten beiden Juliwochen waren hierzulande Ferien, d.h. auch ich hatte frei. Am letzten Schultag davor gab es ein schönes Fest für die Schüler auf dem Schulgelände. Alles war suuuuper hübsch geschmückt mit irre vielen Luftballontieren und –blumen, sowas hab ich noch nicht gesehen. Es gab 3 Hüpfburgen und natürlich hat auch das obligatorische Kinderschminken nicht gefehlt… Ich hatte am Tag zuvor unsere Aula mit Krepppapier ein bisschen geschmückt. Die größte Überraschung für mich war, dass alle, die zu unserer Aula gehören, mir nochmal nachträglich ein Geburtstagsständchen gesungen haben und ich einen unglaublich leckeren Schokoladenkuchen bekommen habe! War wirklich lieb von ihnen…
der geschmückte Klassenraum





eine der 3 Hüpfburgen

der Eingangsbereich des Schulgeländes

"Profe Braulio" - unser Sportlehrer, einer der Jüngsten hier mit inzwischen 24 Jahren

"bitte alle mal verrückt gucken..."
Mein Geburtstag hier war übrigens auch sehr schön, das hatte ich im Leben nicht so erwartet. Am Abend zuvor habe ich mit meinen Freunden hier (Ticos & Freiwillige aus Dtl.) in einer (bzw. mehreren) Bars reingefeiert. Um Mitternacht flogen plötzlich Luftschlangen auf mich zu, es wurde Feliz Cumple gesungen und ich durfte einen brennenden alkoholischen Cocktail schlürfen. Ich muss gestehen, dass mir ein paar Szenen des späteren Abends fehlen X-) 

der obligatorische "torre" (Bier-Turm) & die Luftschlangen

mi amigo más loco - Walter Pior : )
Nichtsdestotrotz ging es mir am Morgen blendend als ich von dem Freund, wo wir übernachtet hatten, nach leckerem Bettfrühstück wieder mit dem Bus heim bin, um Jenny mit den Vorbereitungen für mein Geburtstagskaffee zu helfen. Das wollte sie nämlich gern für mich ausrichten, wie ich knapp eine Woche vorher erfuhr. Ich war erstaunt, wie viel Mühe sie sich gemacht hatte: von der Nachbarin erfuhr ich, dass sie die ganze Woche heimlich nachts gebacken hatte… irgendwoher hat sie eine Art Campingtische und Stühle organisiert sowie schöne Tischdecken und die Nachbarin hat aus Hortensienblüten die Tischdeko gestellt. Und weil man Frauen ja bekanntlich nicht nach dem Alter fragt, steckte auf meinem Geburtstagskuchen keine „26“ sondern ein „?“ als Kerze :D 
eine Hälfte der Geburtstagskaffeegesellschaft...
Da ich einladen durfte, wen ich wollte, kamen neben Dorian und Helena auch noch meine Arbeitskollegin Hazel und Karina vom Fitness. Zusätzlich bestand die Runde aus 2 unserer Nachbarinnen, Vera vom AFS-Komitee und Dorians Gastfamilie, die natürlich auch gekommen war, um Dorian zu verabschieden. Das war das einzige, was es mir unmöglich gemacht hat, den Tag uneingeschränkt zu genießen – denn es war gleichzeitig die letzte Gelegenheit, in der ich Dorian vor seiner Abreise am Abend nochmal sehen sollte. Somit verbrachte ich meinen Geburtstag also mit sehr gemischten Gefühlen. Einerseits war ich glücklich über die vielen lieben Menschen, die den Tag mit mir teilten, über die herzlichen Worte und Glückwünsche und auch mit so vielen schönen Geschenken hatte ich nicht gerechnet, weil ich nicht dachte, dass das hierzulande üblich ist. Andererseits hat das Bewusstsein über den bevorstehenden Abschied arg an mir gezerrt. Normalerweise nehme ich sonst Abschiede nicht so dramatisch, aber anscheinend ist es doch etwas anderes, wenn man sich in relativ kurzer Zeit so gut kennenlernt und viele besondere Momente geteilt hat. In den letzten Wochen hatten wir uns auch fast täglich gesehen – da bin ich dann also doch auch mal auf meinen Emotionen hängen geblieben und musste mit den Tränen kämpfen als Dorian ins Auto stieg :‘-( Die ersten Wochen danach waren auch wirklich eigenartig, aber das Leben geht sowohl in Deutschland als auch in Costa Rica weiter…

An einem der längst vergangenen Sonntage hatte ich Jenny kurz von meinem Plan erzählt, von unserem Haus in San Gerardo aufwärts Richtung Berg zu wandern und da endlich mal die Gegend zu erkunden, da ich ja nun schon 5 Monate hier wohnte und noch nichts von meiner allernächsten Umgebung kannte… Daraufhin meinte sie, dass sie ebenfalls in den 7 Jahren, die sie schon hier wohnt, noch nie dort oben war. Also hat sie bei den Nachbarn angerufen und gefragt, ob uns der Sohn begleiten würde und den Weg zum Wasserfall zeigt, denn sie hatte Sorge, dass wir uns sonst verlaufen würden. Dieser Gedanke hat sich als absolut richtig herausgestellt – wir hätten niemals-nich-kein-mal-nirgendwann bis dahin gefunden! Zu viele Abzweigungsmöglichkeiten und einfach zu viel Grün. Man sieht einen Wasserfall auch einfachmal erst, wenn man schon so 10m nah dran ist. Und auch hören kann man ihn erst aus so 25m Entfernung, weil der dichte Wald die Geräusche ebenfalls super abschottet. Etwa eine Stunde brauchten wir für den Aufstieg, als es auch schon anfing zu regnen. Unser Begleiter erklärte uns die allerletzte Etappe und machte sich auf den Rückweg. Ich hatte zwar wie immer hier meinen Schirm dabei, allerdings keine Regenjacke und im Wald nützt Schirm nicht viel, weil man nirgends durchkommt bzw. 2 Hände braucht um voran zu kommen ohne hinzufallen. Überraschenderweise kümmerte es Jenny gar nicht, dass wir klatschnass werden würden, obwohl man sie sonst eher als „Lady“ bezeichnen würde, die immer perfekt gestylt unterwegs ist. Es ging also weiter bis es absolut nicht mehr weiter ging. Leider fanden wir an diesem Tag keinen Punkt, von dem aus wir den Wasserfall wirklich schön hätten sehen können. Es war durch den Regen einfach zu rutschig und gefährlich um irgendwelche Kletteraktionen zu wagen. Also traten wir irgendwann den Rückweg an. 
Blick von oben auf (einen Teil von) Ciudad Quesada
Eine knappe Woche später in den Ferien bin ich an einem sonnigen Freitagmorgen nochmal allein in Richtung Berg und diesmal war es trocken genug, dass ich entlang bzw. teilweise innerhalb des Flussbetts wortwörtlich über Stock und Stein bis zum Wasserfall vorgedrungen bin. Begleitet wurde ich nur von zwei blauen Morphos, von denen sich einer erstaunlich dicht an den Wasserfall herangetraut hat. Ich liebe diese gigantischen Falter wirklich, weil sie fast immer einzeln und wie aus dem Nichts auftauchen. Dann muss ich einfach stehen bleiben und ihren tiefblauen Flügelschlag verfolgen, der manchmal wie eine Zeitlupe wirkt und ein andermal viel zu schnell für die großen Flügel erscheint… Dass ich bei diesem Ausflug sogar zwei im Tanz miteinander bestaunen durfte, hat mir für den restlichen Tag ein Lächeln aufs Gesicht gezaubert. Laut einigen (abergläubischen) Ticos erwarten einen gute Neuigkeiten, wenn man einen blauen Morpho sieht. Sei es nun Aberglaube oder nicht – eine Schönheit der Natur sind sie allemal und mir persönlich reicht das schon!


der charakteristische Berg direkt oberhalb von San Gerardo

unterwegs im Flussbett
Sooo, damit muss ich schon wieder zum Ende kommen, denn gleich werden wieder die Tore der Schule geschlossen und so schön es hier auch ist, möchte ich doch nicht übernachten müssen... Dabei gibt es noch jede Menge zu erzählen und wie immer noch viele Fotos mehr.
Wer Lust auf noch ein paar bildliche und musikalische Eindrücke hat, der möge sich die Regionalhymne von San Carlos anhören! Das Video zeigt am Anfang auch den Berg, den solltet ihr nach meinem Foto wiedererkennen und gleich das erste Bild zu Videobeginn ist eine Aufnahme der Hauptkirche und des Parks von Ciudad Quesada...hier der Link: http://www.youtube.com/watch?v=ge5mPqMWFok

Ich hoffe, ihr hattet wieder Spaß beim Lesen und Bilderschauen! Falls jemand Fragen hat oder etwas genauer wissen will...lasst es mich über die Kommentare wissen oder meldet euch per Mail oder Facebook!
Hasta luego,
Pia